Montag, 5. März 2018

Wem gehören die Devisen- und Goldreserven der Nationalbank?

Heute veröffentlichte die Nationalbank (SNB) ihre Buchhaltung für das Jahr 2017.

Demnach verfügt die SNB über ein Vermögen von 830 Milliarden Franken. Nämlich Devisenreserven von 790 Milliarden und Goldreserven von 40 Milliarden. (Auf 10 Milliarden gerundet.)

Das ist enorm viel Geld. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandprodukt, also der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die 2017 in der Schweiz hergestellt wurden beträgt 660 Milliarden Franken.

Wem gehört dieses gigantische Vermögen?

Darüber informiert die Passivseite der Bilanz welche die Nationalbank-Schulden gegenüber Dritten festschreibt.

Demnach schuldet die Nationalbank zahlreichen in- und ausländischen Banken 530 Milliarden Franken. Dazu kommen diverse andere Schulden von 90 Milliarden, der Banknotenumlauf von 80 Milliarden sowie das Eigenkapital und die Reserven von 140 Milliarden.

Zwei Drittel des Nationalbank-Vermögens gehören den etwas über 250 nationalen und internationalen privaten Banken und Finanzinstitutionen, die ein Girokonto bei der SNB haben.

Diese historisch beispiellose Situation ist eine Folge der unkonventionellen Geldpolitik der SNB seit der Finanzkrise vor 10 Jahren. Sprich die jahrelangen Schwächung des Euro-Frankenkurses durch Ankauf von Euros durch die SNB.

Diese Euro hat die SNB via die erwähnten Girobanken gekauft und dafür selbtstgeschöpftes elektronischen SNB-Girogeld auf deren SNB-Girokonten überwiesen.

Weil die privaten Banken die für die SNB gekauften Euros nicht mit dem SNB-Girogeld bezahlt haben, sondern mit von ihnen selbst geschöpften Kreditgeld, liegt dieses SNB-Girogeld heute als 530-Milliarden-Gutschrift auf den Girokontos der Banken bei der SNB.

Okay, tönt vielleicht ein bisschen kompliziert, läuft aber auf folgendes hinaus: Der grösste - leistungslose! - Profiteur der unkonventionellen Geldpolitik von Philipp Hildebrand und Prof. Thomas Jordan sind die SNB-Girobanken.

Für den prominenten neoliberalen Geldtheoretiker Prof. Ernst Baltensberger, hat das private Bankensystem damit noch nicht genug profitiert. In einem NZZ-Artikel schrieb er unlängst folgendes: "Die SNB schliesslich kann mit der Ausgabe von 'SNB-Bills' die Giroguthaben durch eigene verzinsliche Schuldpapiere ersetzen." (NZZ, 22.2.18)

Bislang sind die 530 Milliarden Giroguthaben unverzinst. Sollte Baltensberger-Schüler und Nationalbankchef Thomas Jordan der Anregung seines alten Professor folgen, und die Giroguthaben unter anderem Namen verzinsen, dann bekommen die UBS, Credit Suisse, ZKB, Raiffeisen & Co. zukünftig von der Nationalbank eine Subvention.

Ich aber wundere mich, weshalb die Politiker aller Parteien die überschüssigen Fremdwährungsreserven und Girogelder in der Nationalbankbilanz ignorieren.

PS: Das Vermögen der Nationalbank gehört dem Volk und nicht den privaten Banken

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen