Mittwoch, 10. Januar 2024

Der Franken im Weltwährungskrieg ⎯ Zur Geldpolitik der Nationalbank

Wie sagte doch kürzlich Claudio Borio:

"It made me realize that, a lot of the stuff that I had learned at university about monetary policy, and how interest rates were set and so on, was honestly completely wrong. I had to put it out of my mind and start all over again in this new world. And here, it's precisely in this world of monetary policy implementation that one can fully understand the power of central banks comes from."

Borio ist Oxford PhD in Economics, Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und gilt in Zentralbankenreisen als einer der weltweit besten Kenner der Problematik der Umsetzung von geldpolitischen Konzepten in die Wirklichkeit von Weltwirtschaft, Welthandel und Weltfinanz.

Es wäre zu hoffen, dass sich das SNB-Direktorium von Borios Einsicht inspirieren lässt ⎯ Allein mir fehlt der Glaube.

Thomas Jordan, Martin Schlegel und Antoine Martin agieren als neoliberale Techniker der Geldpolitik. Und halten hartnäckig am nunmehr 25jährigen Geldmengenkonzept der SNB fest, in dessen Zentrum eine Inflationsprognose und ein Inflationsziel zwischen 0 und 2 Prozent steht.

Das ist gleich in doppelter Weise überholt. Zum einen gründet dieses Konzept auf, laut Borio komplett falsche Vorstellungen der Wirkungsmechanismen von Geld- und Zinspolitik. Und zum anderen leben wir nicht mehr in der Epoche der dollarzentrierten, globalisierten anglo-amerikanischen Globalisierung, während der das SNB-Geldmengenkonzept entstand.

Kein Wunder häufen sich zurzeit die negativen Auswirkungen der SNB-Geldpolitik. Das SNB- Inflationsziel von 0 bis 2 Prozent verliert für gewöhnlich sterbliche Lohnabhängige zunehmend seine Relevanz, weil damit immer weniger über die individuelle Kaufkraft ausgesagt werden kann.

Gleichzeitig schaden die ca. 10 Milliarden Franken SNB-Subventionen für das Bankensystem im vergangenen Jahr, bei gleichzeitiger Null-Dividende für Bund und Kantone, den wirtschaftlichen Landesinteressen der Schweiz.

Die enorme Bankensubvention, im Fall der UBS zusätzlich zum CS-Schnäppchenpreis, kommt zustande, weil die grossteils zu 1.75 Prozent verzinsten Reserveeinlagen des Bankensystems bei der SNB  nicht aus der Deponierung von selbsterwirtschafteten Gewinnen der jeweiligen Banken bei der SNB resultieren. Vielmehr handelt es sich dabei um von der SNB aus der Luft geschaffene Franken, die im technischen Prozess der einstigen massiven SNB-Eurokäufe entstanden. Diese auf geldpolitischen Entschieden entstandenen, beim privaten Bankensystrem gelandeten Reserveeinlagen hat das SNB-Direktorium nicht rückgebaut. Obwohl das meines Erachtens dringend ansteht.

Auf die Einflussfaktoren Geopolitik, Wirtschafts- und Währungskrieg gehen die Techniker vom SNB-Direktorium in ihren routinemässigen geldpolitischen Lagebeurteilungen jeweils nicht ein. Obwohl diese Faktoren den Frankenkurs stark mitbestimmen.

Den Währungskrieg nicht vergessen, wer flüstert es dem mittlerweilen allmächtig gewordenen SNB-Präsidenten ins Ohr?

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