Über die Position der neutralen Schweiz im neuen Kalten Krieg Nato gegen Russland verliert der NZZ-Chefredaktor kein Wort.
Weniger extrem, aber mit gleicher Stossrichtung reden und schreiben auch zahlreiche weitere Auslandsjournalisten in Presse, Radio und Fernsehen die ich lese und höre.
Überall die gleiche Melodie. Russland schlecht, Putin schlecht, Russlandversteher - mitgegangen, mitgehangen - auch schlecht.
Die analytische Schwäche dieser Art von Russland-Berichterstattung zeigt sich darin, dass die Gründe für den Wiederaufstieg Russlands zur relevanten Regionalmacht in Osteuropa und im Nahen Osten kaum je abgehandelt werden.
Wie hat es Putin geschafft, Russland politisch zu einigen, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu stellen und militärisch aufzurüsten? Wer das wissen will, kann sich die (hohen) Kosten des NZZ-Abos sparen.
So erinnere ich micht nicht, in der NZZ viel über die strategische Bedeutung von Putins Bündnis der orthodoxen Kirche gelesen zu haben. Putin und die Popen, das nationalreligiöse Bündnis funktioniert und hat Russland gestärkt. Hier zeigt sich eine Parallele zu Stalins analogem Bündnis gegen Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg, in Russland Grosser Vaterländischer Krieg genannt.
(Erfolgreiche nationalreligiöse Bündnisse gibt es heute auch anderswo. Beispielsweise das jüdisch-nationalreligiöse Bündnis in Israel, das katholisch-nationalreligiöse Bündnis in Polen oder neuerdings das islamisch-nationalreligiöse Bündnis in der Türkei. Doch das sind andere Geschichten.)
Statt sich leidenschalftlich für die geistige und militärische Aufrüstung der Nato gegen Russland starkzumachen, sollten der NZZ-Chefredaktor und seine jungen Scharfmacher von der Auslandredaktion besser mithelfen, die Gefahr eines Atomkrieges USA-Russland zu verringern - Am besten mit sachlich fundierter Weltanalyse in den Texten.