Sonntag, 16. August 2020

In der Chinafrage rudert Verleger Pietro Supino im gleichen Boot wie US-Präsident Donald Trump

TX-Group mag ihren Hauptsitz im Zürcher Stadtkreis 4 haben, unweit meines Stammlokals, wo ich mir als alter Aussersihler jeweils eine gute Zigarre zu gönnen pflege. Doch der publizistische Einfluss des italo-schweizerischen Präsidenten, CEO und TX-Group-Mitbesitzers Pietro Supino reicht weit über seine Zürcher und Schweizer Titel hinaus. 

Als Gruppo-Editoriale-Gedi-Verwaltungsrat beeinflusst Supino in Italien u.a. "La Stampa" und "Repubblica". In Deutschland via langjährige Kooperation im Auslandjournalismus "Die Süddeutsche". Und als Erbe einer renommierten schweizerischen Verlagsgruppe wohl auch seine Mitverleger in der ebenfalls familienkapitalistisch strukturierten Südwestdeutschen Medienholding, wo die "Süddeutsche" dazugehört. 

Aus eigener Lektüre bin ich der Ansicht, dass "Tages-Anzeiger", "La Stampa" und "Süddeutsche" ein tendenziöses China-ist-immer-Schuld-Bashing betreiben.

Beim Tages-Anzeiger musste ich mich früher über die vielen anti-chinesischen Essays von Kai Strittmatter ärgern. Wohlverstanden, dass dieser deutsche Sinologe und Journalist etwa gleich anti-chinesisch eingestellt ist wie US-Präsident Trump, sei ihm unbenommen. Als zahlender Abonnent des Tages-Anzeigers erwartete ich keine Chinafreundlichkeit, sondern unvoreingenommene journalistische Beiträge und Reportagen über China und die schweizerisch-chinesischen Beziehungen. Bei Strittmatters Nachfolgerin als TA-Chinakorrespondentin Lea Deuber ist es nicht besser geworden. 

Für diese trumpistische China-Berichterstattung im Tages-Anzeiger nehme ich auch Supino in die Pflicht. Umso mehr als er anderswo nicht zögerte, in die publizistischen Belange seines Unternehmens einzugreifen. So tilgte er ein Porträt eines anderen Schweizer Verlegers nach dessen Reklamation kurzerhand aus dem TA-Archiv. Unvergessen auch sein TA-Magazin-Essay über den Journalismus, den er von seinen Angestellten erwartet.

Nachdem Trump seit Beginn der Coronakrise den Wirtschafts- und Währungskrieg der USA gegen China gefährlich eskalierte, wird die tendenziöse China-Berichterstattung des Tages-Anzeigers erklärungsbedürftig.  

Weshalb rudert die TX-Group-Verlegerschaft in der Chinafrage im gleichen Boot wie US-Präsident Trump?