Montag, 4. Mai 2020

Coronakrise: Reden wir mal über das explosive Wachstum der Giroguthaben inländischer Banken bei der Nationalbank

Wie jeden Montagmorgen hat die Nationalbank auch heute Morgen den aktuellen Stand des grössten Passivpostens ihrer Bilanz veröffentlicht, nämlich den Giroguthaben inländischer Banken.

Zahlenmässig beliefen sich diese am 1. Mai 2020 auf 578 Milliarden Franken.

Am 28. Februar 2020 hatte derselbe Bilanzposten erst mit 502 Milliarden Franken zu Buche geschlagen.

Da stellt sich die Frage wie es kommt, dass sich die Nationalbank in den vergangenen zwei Monaten bei den inländischen Banken um 78 zusätzliche Milliarden Franken verschuldet hat?

Die Antwort liegt in der Mechanik der Eurokäufe, welche die Nationalbank zur Abschwächung des verstärkten Aufwertungsdruckes auf den Franken seit Beginn der Coronakrise tätigte.

Diese Euros bezieht die Nationalbank von inländischen Banken auf deren Girokonten sie einen entsprechenden Betrag in Girogeld (Zentralbankengeld) gutschreibt, das sie Kraft ihrer gesetzlichen Befugnis aus dem Nichts schaffen kann.

Die Euros für die Nationalbank kaufen die inländischen Banken bei einer Korrespondenzbank im Euroland, derem Konto sie einen entsprechenden Frankenbetrag gutschreiben.

So sind aus dem Eurokauf der Nationalbank zwei Sorten Geld entstanden.

Zum einen die 78 Milliarden zusätzliche Giroguthaben inländischer Banken, also Zentralbankengeld das ausschliesslich auf den Nationalbank-Girokonten zirkuliert. Und zum anderen 78 Milliarden neues Franken-Kreditgeld (Buchgeld) im allgemeinen Interbankenverkehr.

Nimmt man beispielsweise an, die Nationalbank habe in den vergangenen zwei Monaten bei der UBS 25 Milliarden Euros bezogen, so stiegen die Giroguthaben der UBS bei der Nationalbank um den entsprechenden Betrag in Girogeld. Während die UBS der deutschen, französischen, spanischen etc. Bank, die ihr die Euros lieferte, den entsprechenden Frankenbetrag bei der UBS gutschrieb.

Man darf davon ausgehen, dass die Euroland-Banken ihre wachsenden Frankenbestände nicht auf den Konten inländischer Banken liegen lassen, sondern an der Schweizer Börse und in Schweizer Immobilien investieren.  Und dort Kurse und Preise in die Höhe treiben.