Sonntag, 28. Oktober 2018

UBS-CEO Sergio Ermotti möchte über die Bilanz der Nationalbank reden - Aber gerne

In seinem Interview in der heutigen «SonntagsZeitung» reitet der Chef der grössten Bank der Schweiz eine Frontalattacke gegen die verfehlte Geldpolitik der Nationalbank.

Ermotti sagt: "Ich wundere mich vor allem, wenn im Stabilitätsbericht der Nationalbank das Wachstum der Grossbanken als Risiko thematisiert wird. Ich glaube, die Negativzinsen und die Grösse der Bilanz der Nationalbank sind die viel grösseren Risiken."

Bingo!

Negativzinsen und Bilanzaufblähung, die zwei von Ermotti benannten Problembereiche der Nationalbank-Geldpolitik befeuern die Krisenanfälligkeit des Wirtschafts- und Währungsraumes Schweiz.

Die Negativzinsen führen zu tiefen Hypothekarzinsen die die Immobilienspekulation anheizen und damit ständig wiederkehrende Immobilienkrisen fördern, welche die Pensionskassen-, AHV- und Sparguthaben der breiten Bevölkerung gefährden.

Der erfahrene Banker Ermotti erklärt es so: «Etwas vereinfacht erklärt, rechnen einige Versicherungen und Pensionskassen so: Wenn sie Bargeld halten, zahlen sie Negativzinsen von 0,75 Prozent. Kaufen sie Staatsanleihen, gibt es null Zins. Und vergeben sie eine Hypothek, bekommen sie 2 Prozent.»

Das andere Instrument der heutigen Geldpolitik, Schwächung des Frankenkurses durch Eurokäufe, bläht die bereits heute weltweit beispiellos grosse Nationalbankbilanz immer mehr auf.

«Können wir wirklich nochmals die Bilanz der Nationalbank erhöhen? Ich glaube nein.», sagt Ermotti und warnt: «Darüber wird zu wenig gesprochen».

Wo Ermotti recht hat, hat er recht. Aber weshalb sollte die Nationalbank ihre Bilanz nicht mehr ausweiten?

Oder mit anderen Worten ausgedrückt, warum schaden Negativzins und Eurokäufe dem Wirtschaftsstandort Schweiz mehr, als die dadurch erreichte Schwächung des Frankenkurses der Exportindustrie, dem Tourismus und dem Detailhandel nützt?

Weil diese zwei Massnahmen ein weiteres Wachstum sowohl der überschüssigen Devisenreserven, als auch der überschüssigen Girogelder mit sich bringen. Und diese beiden Überschüsse den Spielraum der Schweizer Geldpolitik in der kommenden globalen (Dollar) Weltwährungskrise heute schon dramatisch einschränken.

Wir müssen über die Redimensionierung der Nationalbankbilanz reden. Wie diese geschrumpft werden kann. Wie hunderte von Milliarden Franken überschüssige Devisenreserven ausgebucht werden sollen. Nationaler Investitionsfonds? AHV-Finanzierung? Bildung? Oder gar Soliarität mit Armen und Flüchtlingen?

Geklärt werden muss auch, wie hunderte von Milliarden Franken überschüssige Giroeinlagen des Bankensystems bei der Nationalbank aus der Bilanz gebucht werden können.

Oder anders gefragt, wie verschwinden einige hundert Milliarden Franken aus dem Nichts geschaffenes Zentralbankengeld aus der Nationalbankbilanz, mit dem die Nationalbank ihre enormen Eurokäufe finanzierte.

Diese medial und politisch bislang zuwenig thematisierte Problematik bestimmt die Zukunft des Wirtschaftsraumes Schweiz entscheidend mit.

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Was soll das penetrante Russland-Bashing im Tamedia Flagschiff Tages-Anzeiger?

Man kann den neuen Kalten Krieg gegen die Russen auch herbeischreiben.

Warum hat die Tamedia-Chefredaktion Deutschschweiz mit ihrer Kampf-Russlandberichterstattung sowohl den Boden des Journalismus, als auch den Boden der Schweizer Neutralität verlassen?

Was steht dahinter?

Ist es die Rechhaberei von TA-Rechercheteams in Russland-Spionageskandalen, die 100 Prozent recht haben wollen, gepaart mit mangelndem Urteilsvermögen der Chefredaktion, die nicht zwischen Journalisten, Spionen und Diplomaten unterscheiden kann?

Ist es eine bewusste geopolitische Positionierung der Tages-Anzeiger-Redaktion gegen Russland und seinen Präsidenten Vladimir Putin?

Oder sind es gar die wirtschaftlichen Interessen des Tamedia-Konzerns?

Wie auch immer, eins ist klar, das TA-Russland-Bashing vergiftet meinen Blick nach Osten. Als Gegengift wirkt infosperber.ch, rt.com und eine Prise chinadaily.com.