Montag, 29. Januar 2018

WEF für Fortgeschrittene: Palantir at the gate

Palantir war die einzige Unternehmung am WEF, die letzte Woche auf beiden Seiten der Davoser Promenade einen gestylten Holzbau aufgebaut hatte.

Bemerkenswert auch die Gespräche von Palantir-CEO Alex Karp mit Bundespräsident Alain Berset (SP).

Warum?

Palantir, muss man wissen, ist eine "big data cum machine intelligence" Firma an der Schnittstelle zwischen dem Nationalen Sicherheitsstaat USA, und der kommerziellen Entwicklung und Bewirtschaftung der  elektronischen Wolke durch die US-IT-Monopole.

Während Amazon, Google, Facebook von der kommerziellen Seite her zur Cloud kamen, wurde Palantir dank Aufträgen von NSA und Pentagon als "defence contractor" gross, und hat erst später begonnen, seine mit Staatsaufträgen entwickelten Big-Data-Produkte an kommerzielle Abnehmer zu verkaufen.

Top Produkte von Palantir sind Gotham  (GOTHAM: Integrate, manage, secure, and analyze all of your enterprise data) und Foundry (FOUNDRY: Amplify and extend the power of data integration.

Falls Alain Berset daran denkt, die IT-Systeme des Bundes mit Gotham und Foundry aufzupeppen, sollte er seine IT-Cracks darauf ansetzen, allfällig eingebaute NSA Hintertüren zu schliessen. 

Mittwoch, 10. Januar 2018

Figgi und Mühli - Wie der Franken von der chronischen Eurokrise profitiert

Figgi und Mühli heisst die Spielstellung beim Mühlespiel bei der mit einem Zug eine bestehende Mühle geöffnet, und dabei gleichzeitig eine offene Mühle geschlossen wird.

Genau so ist heute der Franken zum Euro positioniert.

Wenn der Kurs des Frankens im Verhältnis zum Euro sinkt, wie im vergangenen Jahr 2017 der Fall, dann steigt der in Franken ausgedrückte Wert der ungefähr 300 Milliarden Euros, welche die Nationalbank (SNB) als Devisenreserve in ihrer Bilanz ausweist.

Die Steigerung des Frankenwertes der SNB-Eurobestände ist die Hauptquelle für den historisch beispiellos hohen Gewinn von 53 Milliarden Franken der Nationalbank im vergangenen Jahr. (Die zweite Quelle des Gewinns sind die Dividenden der enormen Nationalbank-Aktienanlagen.)

Wenn der Frankenkurs im Verhältnis zum Euro steigt, wie von 2008 bis 2016 der Fall, verfügt die SNB einen Mindestkurs, wie von 2011 bis 2014, den sie mit unlimitierten Eurokäufen erzwingt. Oder schwächt den Aufwertungsdruck ab, wie von 2014 bis Anfang 2017, indem sie in beiden Fällen Euros gegen aus dem Nichts geschaffene Franken kauft.

Seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2007 hat die SNB selbstgeschöpfte Franken gegen etwa 300 Milliarden Euro getauscht, mit denen sie Aktien und Obligationen in Fremdwährungen kaufte. Anders ausgedrückt hat die SNB mit selbstgedruckten Franken ein in der Realwirtschaft anderer Währungsräume investiertes Vermögen aufgebaut.

Während die Europäische Zentralbank, das US-Fed, die Bank of Japan oder die Bank of England in den gleichen Jahren mit selbstgedrucktem Geld Schuldverschreibungen in der Währung ihres eigenen Staates aufkauften.

Das für den Wirtschaftsraum Schweiz vorteilhafte "Figgi-Mühli-Tauschgeschäft" Papierfranken gegen reale Euros funktionierte, und funktioniert nach aller Voraussicht auch weiterhin, weil der Franken seit je die Hartwährung Europas ist.

Seit ihrer Einführung 1848 musste die Frankenwährung nur ein einziges Mal 1936 abgewertet werden. Während die Deutsche Mark, der Französische Franc, die Italienische Lire, die Griechische Drachme und die anderen Vorgängerwährungen des Euros in der gleichen Zeitspanne in unzähligen Krisen und Kriegen wiederholt verdampften.

Der historisch beispiellos hohe SNB-Gewinn im Jahre 2017 ist die Kehrseite der ungelösten Krise des Euro in der Währungslandschaft Europas von Portugal bis zum Ural - 53 Milliarden Dividende für den monetären Sonderfall Schweiz.