Donnerstag, 21. November 2024

Chinas Offshore-Dollar-Anleihen: Wie die USA schrittweise die Kontrolle über das dollarbasierte Weltwährungssystem verlieren

Letzte Woche emittierte das chinesische Finanzministerium (MoF) in Riad, Saudi-Arabien, erstmals eine Staatsanleihe über 2 Milliarden US-Dollar mit einem Coupon von knapp unter 2 Prozent.


Die Kanzlei Linklaters beriet das MoF bei der US-Regulation-144A- und Reg-S-konformen Strukturierung der Anleihe.


Die Anleihe, die von Fitch mit A+ bewertet wurde, war 20-fach überzeichnet.


Die Bonds sind an der NASDAQ-Börse in Dubai gelistet und konnten bisher im Sekundärmarkt mit vergleichbaren US-Staatsanleihen mithalten.


Chinesische Offshore-Dollar-Bonds sind nicht völlig neu; das MoF hat solche Titel bereits von 2017 bis 2021 in Hongkong emittiert. Allerdings markiert die neue Serie, die mit Zustimmung von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) in Riad begeben und in Dubai gehandelt wird, eine neue Dimension

Wie geht es weiter?

Sollten das MoF, Saudi-Arabien und die VAE ein größeres Offshore-Dollar-Bond-Programm planen, hätte das zwei positive Auswirkungen für China und weniger vorteilhafte für die USA.

Erstens würden die enormen chinesischen Dollar-Guthaben aus Exporten in die USA durch die Dollar-Schulden gegenüber den Käufern der chinesischen Offshore-Dollar-Anleihen neutralisiert, was die Abhängigkeit Chinas von der US-Währungspolitik reduzieren würde. 

Zweitens könnten sich BRICS-Staaten und Länder des Südens Dollar zu deutlich besseren Konditionen beschaffen als von den USA, anderen westlichen Staaten oder der Weltbank. Saudi-Arabien und die Golfstaaten erhielten eine Alternative zu Investitionen in US-amerikanische Staatsanleihen, was der chinesischen Aussenwirtschaftspolitik und Projekten der Neuen Seidenstraße zugutekäme.


Im Bezug auf die Rückzahlung könnte China sich beispielsweise mit Pakistan darauf einigen, dass die, sagen wir, 14 Milliarden Offshore-Dollar-Bonds nicht in Dollar, sondern in einer anderen Währung zurückgezahlt werden.


Bezüglich möglicher Sanktionen wären US-Maßnahmen gegen Offshore-Bond-Inhaber kontraproduktiv, da die globale Akzeptanz des Dollars darunter leiden, und seine Rolle als weltweite Reservewährung schwächen würde


Es würde ein von China kontrollierter Teil des dollarbasierten Weltwährungssystems entstehen, in dem die USA die Dollars emittieren, während China kontrolliert, wohin diese investiert werden


Zugegeben, so weit ist es noch nicht, aber die China-Offshore-Dollar-Anleihe aus Riad ist durchaus ein deutliches Signal.

Samstag, 2. November 2024

BIZ-Chef Augustin Carstens: Zentralbanken-Kooperation selektiv

Manchmal geht es schnell, zwei Tage nach meinem Blogpost vom 29.10.24 zum Projekt mBridge, stoppte BIZ-Präsident Augustin Carstens die Beteiligung des BIZ Innovation Hubs an diesen gemeinsamen Projekt mit der Hongkong Monetary Authority (HKMA), Bank of Thailand (BOT), der People’s Bank of China (PBOC) und der Central Bank of the United Arab Emirates (CBUAE).

mBridgekurz für Multiple CBDC Bridge, zielt darauf, digitale Währungen (Central Bank Digital Currencies, CBDCs) durch Nutzung von Distributed-Ledger-Technologie (DLT) sichere, nachvollziehbare und unveränderliche Transaktionsaufzeichnungen für grenzüberschreitende Zahlungen zu ermöglichen.

Die Initiative dazu ergriffen 2019 HKMA und BOT, später stiessen PBOC, CBUAE und der BIS Innovation Hub zum Projekt.

Fünf Jahre später sind die Erkenntnisse dieses Projektes der internationalen Zentralbankenkooperation im Rahmen der BIZ wegweisend für die zukünftige Gestaltung des internationalen Zahlungsverkehrs.,

Die mittlerweile operative Plattform mBridge nutzt technologische Innovationen zur Verbesserung von Effizienz, Sicherheit und Inklusivität des globalen Finanzsystems und verbindet auf dieser Basis verschiedene nationale Central Bank Digital Currencies (CBDCs).

Chinesische Institutionen und Technologieunternehmen sind wesentlich an der Entwicklung der interoperablen Plattform für CBDSs beteiligt, genaue Informationen dazu gibt es nicht.


Warum stoppt jetzt der Gralshüter der internationalen Zentralbanken-Kooperation Carstens die Teilnahme seines Innovation Hubs an dessen vielleicht erfolgreichste Projekt?

Die Antwort auf diese Frage scheint klar, der Mexikaner stoppte ein Projekt, das den Interessen der beiden BIZ-Schwergewichte US Federal Reserve System und Europäische Zentralbank gar nicht passt, weil die Innovation deren Möglichkeit mindert, sich in der eigenen Währung zu verschulden.

 mBridge ist ein weiterer grosser Schritt zur De-Dollarisierung und De-Euroisierung des Welthandels. Auf dieser Digitalplattform kann beispielsweise China seine enormen Öl- und Gasimporte aus den Emiraten mit Renminbi-CBDCs oder Dirham CBDC bezahlen, während die Emiratis umgekehrt ihre chinesischen Elektroautos und sonstigen Importe mit Dirham-CBDCs oder Renminbi-CBDCs begleichen können. 

Solange gegenseitiges Vertrauen besteht, werden nationale Währungen transnational interoperabel.

So wie die Dinge heute liegen scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bevor steigende CBDC-Transaktionen im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr den Anteil der heute (noch) hegemonialen Dollar- und Euro-Transaktionen substanziell vermindern. 

Hierzulande hat die SNB die Schaffung von Franken-CBDCs ebenfalls vorangetrieben. Sie testete grenzüberschreitender Franken-CBDC-Zahlungen auf Basis der DLT-Technologie in mehreren Experimenten mit europäischen Zentralbanken (nicht mit der EZB), privaten Banken und der Börse SIX. Fazit: es funktioniert.

Diesen Weg sollte das SNB-Direktorium jetzt weiter gehen. Als nächster Schritt - im Sinne des politischen Mandates der SNB, Geldpolitik stets im Landesinteresse zu betreiben - empfiehlt sich die Implementation von Franken-CBDCs auf der Transaktionsplattform mBridge