An einer Rede gestern in Luzern unterstrich Nationalbankpräsident Thomas Jordan die Bedeutung der monetären Souveränität für die wirtschaftlichen Interessen der Schweiz. "Aufgrund der Struktur der Schweizer Volkswirtschaft" sagte er, "ist eine eigenständige Geldpolitik sinnvoll. Dies gilt besonders angesichts des internationalen Finanzplatzes und des auf die Produktion forschungsintensiver Güter spezialisierten Industriesektors."
Die monetäre Souveränität funktioniert. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 haben Ausländer seit 2011 bei der Nationalbank ungefähr 400 Milliarden aus dem Nichts geschaffene Franken gekauft, die sie mit ebenfalls aus dem Nichts geschaffenen Euros bezahlten.
Diese ungebrochene Bereitschaft Euros gegen Franken zu tauschen widerspiegelt die andauernde Rolle der Schweiz als sicherer Hafen für Geld und Kapital in Zeiten von Krise und Krieg. Europa hat die Schweizer Neutralität in den zwei Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts nicht vergessen.
Die historisch beispiellose Explosion von Geldmenge und Devisenreserven hat die Bilanz der Nationalbank explodieren lassen. Vor der Finanzkrise war das Bruttoinlandprodukt ungefähr fünf mal höher die Bilanzsumme, heute ist es gleich gross.
Von dieser Geldschwemme konnte der Finanzplatz gleich doppelt profitieren. Zum einen liessen die vielen neugeschöpften Franken den Anteil des Frankens am globalen Devisenhandel wachsen, was wachsende Einnahmen der Banken generiert. Und zum anderen geniesst die Nationalbank dank den hohen Devisenreserven mehr Glaubwürdigkeit als staatlicher Rettungsanker der Banken, was deren Geschäfte ebenfalls befeuert.
Verlierer ist der Werkplatz. Industrie, Tourismus, Handel. Obwohl die aktuelle Geldpolitik, Negativzinsen und sporadische Eurokäufe zur Stabilisierung des Franken-Eurokurs in der Nähe von 1.10 den Aufwertungsdruck auf den Franken schwächt, bleibt der Franken zum Euro überbewertet. Daraus resultieren wachsende Arbeitsplatzverluste am Werkplatz.
Zur Korrektur der fehlenden Opfersymmetrie bei der Bezahlung des Preises seiner Geldpolitik hat Thomas Jordan gestern nichts gesagt.
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