Unlängst ging die neue Nationalbank-Webseite "Unsere Nationalbank" www.our.snb.ch ans Netz. Darin erklärt die Nationalbank dem grossen Publikum in vier Sprachen ihre "komplexe Wirkungsweise", wie es im Einstieg auf die Seite heisst.
Nach der ersten Durchsicht dieser Seiten scheint mir das neue Online-Informationsangebot die verfassungsmässige Rechenschaftspflicht der Nationalbank gegenüber Parlament und Öffentlichkeit zu missachten.
Diese Seite liefert keine klare, allgemeinverständliche und relevante Informationen zum aktuellen Stand, sowie den absehbaren Wirkungen und Risiken der aktuellen Geldpolitik. Damit sät die Nationalbank nur Konfusion.
Etwa 95 Prozent der Textmenge des Themenblockes "Alles über unser Geld" handelt von Banknoten, halben Banknoten und zerissenen Banknoten. Obwohl die Banknoten nur etwa 10 Prozent des Geldes ausmachen. Etwa 90 Prozent sind Buchgeld, das nicht von der Nationalbank geschaffen wurde, sondern von den Geschäftsbanken, indem sie Kredite an Unternehmen und Private gewährten. Zu dieser viel wichtigeren Geldsorte weiss die Webseite jedoch fast nichts.
Das mittlerweilen aus den Fugen geratene Schweizer Geldsystem wird beschrieben, wie es vor dem Ausbruch der Finanzkrise einmal war. Womit die Nationalbank vertuscht, dass wir heute nach 8 Jahren weltweit ultrexpansiver Geldpolitik in einem ganz anderen, noch nie dagewesenen geldpolitischem Umfeld leben.
Wenn diese Webseite den Mechanismus der gesetzlichen Mindestreserven, welche das Bankensystem auf gewährte Kredite bei der Nationalbank halten muss, einfach kommentarlos referiert, suggeriert die Nationalbank damit eine nach wie vor grundsolide Schweizer Geldverfassung. Doch dem ist mitnichten so. Heute liegen diese gesetzlichen Mindestreserven infolge der enormen Eurokäufe der Nationalbank etwa 3000 Prozent höher, als gesetzlich vorgeschrieben.
Unkommentiert übergangen wird ferner auch die dringend nötige Verkleinerung der Nationalbankbilanz durch Abbau überschüssiger Devisenreserven und überschüssiger Girogelder. Sowie auch die explosiven mittel- und langfristigen Auswirkungen von Nullzinsen und weiterlaufenden Eurokäufen.
Nein. Die neue Nationalbank-Webseite ist kein Informations- sondern ein Desinformationsangebot.
Donnerstag, 13. Oktober 2016
Freitag, 7. Oktober 2016
Rebelliert gegen die Grossverlage - Sagt der Journalist Constantin Seibt
Im heutigen Interview mit dem Branchenmagazin Persönlich hat der, noch bis Ende Jahr, Tages-Anzeiger Journalist Constantin Seibt sein publizistisches Projekt erstmals öffentlich präzisiert.
Bis dato sind laut Seibt Dutzende von Leuten involviert: "Das nicht zuletzt, weil fast allen in der Branche die Notwendigkeit für eine Rebellion klar ist: Es ist Zeit, dass sich die Journalisten unabhängig machen und der Journalismus unabhängig von den Grossverlagen existieren kann. Und ein Modell dafür schafft man nur gemeinsam, oder gar nicht."
Bravo Consti. Wer alt genug ist, errinnert sich noch an das Motto "Rebellion ist berechtigt!" aus Maos Kulturrevolution, das die Zürcher Alternativzeitschrift "Agitation" 1971 schmückte, wo die Karriere einiger guter Journalisten, gar Chefredaktoren begann.
Die Fragen der Interviewerin beantwortete Seibt in seiner gewohnt bildhaften Sprache für die er bekannt und beliebt ist - die jedoch aus meiner Sicht nur allzuoft die analytischen Schwächen seiner Texte kaschiert. Metaphernschlacht als Analyseersatz.
Beispiele aus dem erwähnten Persönlich-Interiew gefällig: "Wir wollen unser Baby wach, intelligent, ohne Bullshit. Das Kindchen muss gross genug sein, um Strahlkraft zu haben. Und eine Stimme in den wichtigsten Debatten. Und es muss schlank genug sein, um auf dem freien Markt überleben zu können."
Schwachpunkt von Seibts publizistischem Projekt scheint mir die Missachtung der NZZ zu sein. Dort investiert ein CEO, an dem ein Journalist verlorenging, zurzeit unbegrenzt viel Geld im Journalismus. Böse Zungen sagen der Mann schrecke dafür auch nicht davor zurück, das historische Mutterhaus am Sechseläutenplatz dem Meistbietenden zu verscherbeln.
Für mich ist das schwarze Loch NZZ in Seibts Lageanalyse umso erstaunlicher, als ich den idealen Platz für seine linksliberale Edelfeder im neuen Scheu'schen Feuilleton sehe. Als schillernder Kontrapunkt zu Cora Stephan.
Kann ja noch werden, wenn die eigene Kohle mal verbrannt ist.
Bis dato sind laut Seibt Dutzende von Leuten involviert: "Das nicht zuletzt, weil fast allen in der Branche die Notwendigkeit für eine Rebellion klar ist: Es ist Zeit, dass sich die Journalisten unabhängig machen und der Journalismus unabhängig von den Grossverlagen existieren kann. Und ein Modell dafür schafft man nur gemeinsam, oder gar nicht."
Bravo Consti. Wer alt genug ist, errinnert sich noch an das Motto "Rebellion ist berechtigt!" aus Maos Kulturrevolution, das die Zürcher Alternativzeitschrift "Agitation" 1971 schmückte, wo die Karriere einiger guter Journalisten, gar Chefredaktoren begann.
Die Fragen der Interviewerin beantwortete Seibt in seiner gewohnt bildhaften Sprache für die er bekannt und beliebt ist - die jedoch aus meiner Sicht nur allzuoft die analytischen Schwächen seiner Texte kaschiert. Metaphernschlacht als Analyseersatz.
Beispiele aus dem erwähnten Persönlich-Interiew gefällig: "Wir wollen unser Baby wach, intelligent, ohne Bullshit. Das Kindchen muss gross genug sein, um Strahlkraft zu haben. Und eine Stimme in den wichtigsten Debatten. Und es muss schlank genug sein, um auf dem freien Markt überleben zu können."
Schwachpunkt von Seibts publizistischem Projekt scheint mir die Missachtung der NZZ zu sein. Dort investiert ein CEO, an dem ein Journalist verlorenging, zurzeit unbegrenzt viel Geld im Journalismus. Böse Zungen sagen der Mann schrecke dafür auch nicht davor zurück, das historische Mutterhaus am Sechseläutenplatz dem Meistbietenden zu verscherbeln.
Für mich ist das schwarze Loch NZZ in Seibts Lageanalyse umso erstaunlicher, als ich den idealen Platz für seine linksliberale Edelfeder im neuen Scheu'schen Feuilleton sehe. Als schillernder Kontrapunkt zu Cora Stephan.
Kann ja noch werden, wenn die eigene Kohle mal verbrannt ist.
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