Im heutigen Interview mit dem Branchenmagazin Persönlich hat der, noch bis Ende Jahr, Tages-Anzeiger Journalist Constantin Seibt sein publizistisches Projekt erstmals öffentlich präzisiert.
Bis dato sind laut Seibt Dutzende von Leuten involviert: "Das nicht zuletzt, weil fast allen in der Branche die Notwendigkeit für eine Rebellion klar ist: Es ist Zeit, dass sich die Journalisten unabhängig machen und der Journalismus unabhängig von den Grossverlagen existieren kann. Und ein Modell dafür schafft man nur gemeinsam, oder gar nicht."
Bravo Consti. Wer alt genug ist, errinnert sich noch an das Motto "Rebellion ist berechtigt!" aus Maos Kulturrevolution, das die Zürcher Alternativzeitschrift "Agitation" 1971 schmückte, wo die Karriere einiger guter Journalisten, gar Chefredaktoren begann.
Die Fragen der Interviewerin beantwortete Seibt in seiner gewohnt bildhaften Sprache für die er bekannt und beliebt ist - die jedoch aus meiner Sicht nur allzuoft die analytischen Schwächen seiner Texte kaschiert. Metaphernschlacht als Analyseersatz.
Beispiele aus dem erwähnten Persönlich-Interiew gefällig: "Wir wollen unser Baby wach, intelligent, ohne Bullshit. Das Kindchen muss gross genug sein, um Strahlkraft zu haben. Und eine Stimme in den wichtigsten Debatten. Und es muss schlank genug sein, um auf dem freien Markt überleben zu können."
Schwachpunkt von Seibts publizistischem Projekt scheint mir die Missachtung der NZZ zu sein. Dort investiert ein CEO, an dem ein Journalist verlorenging, zurzeit unbegrenzt viel Geld im Journalismus. Böse Zungen sagen der Mann schrecke dafür auch nicht davor zurück, das historische Mutterhaus am Sechseläutenplatz dem Meistbietenden zu verscherbeln.
Für mich ist das schwarze Loch NZZ in Seibts Lageanalyse umso erstaunlicher, als ich den idealen Platz für seine linksliberale Edelfeder im neuen Scheu'schen Feuilleton sehe. Als schillernder Kontrapunkt zu Cora Stephan.
Kann ja noch werden, wenn die eigene Kohle mal verbrannt ist.
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