Sonntag, 30. Juni 2019

Börsenäquivalenz EU-Schweiz, who cares? Die EU-Kommission hat sich ins eigene Knie geschossen. Die Börsenzukunft heisst Distributed Ledger Technik!

Heute (30.6.19) hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) die Gründung eines Innovation Hubs bekannt gegeben. Der neue Hub soll die Zusammenarbeit zwischen Zentralbanken im Bereich innovativer Finanztechnologien fördern.

In einem ersten Schritt werden Hub-Zentren in der Schweiz, Hong Kong und Singapur
eröffnet. Der Aufbau und die laufenden Arbeiten dieser Zentren erfolgt in enger
Zusammenarbeit und mit der Unterstützung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), der Hong Kong Monetary Authority (HKMA) und der Monetary Authority of Singapore (MAS).

Der Hub dient als Zentrum für ein Netzwerk von Innovations-Experten aus den Zentralbanken der BIZ-Mitgliedsländer. Ziele sind vertiefte Erkenntnisse über zentralbankenrelevante technologische Entwicklungen, sowie die Entwicklung öffentlicher Güter im Technologiebereich.

Die SNB begrüsst und unterstützt den Aufbau des BIZ Innovation Hubs und strebt dort eine aktive Rolle an.

Der Wertschriftenhandel in der Schweiz ist ein wichtiger nationalbankrelevanter Bereich, welcher durch die laufende technologische Entwicklung grundlegend umgestaltet wird. Die Börse im engeren Sinn als reine Handelsplattform verstanden ist dabei nur ein Teil des ganzen Handelssystems.

Nach jedem Börsenkauf oder Verkauf folgt hintendran zwischen Käufer und Verkäufer eine komplexe Kette von Abrechnungen und Überträgen von Wertschriften und Geld, die über unterschiedliche Akteure wie Makler, Banken, Abwicklungsdienstleister und Depotstellen verläuft.

In der Schweiz werden Börsentransaktione über das Wertschriftenabwicklungssystem (SECOM) und das Zahlungssystem Swiss Interbank Clearing (SIC) abgewickelt. Wenn die SECOM-SIC-Verarbeitung besser als jene der entsprechenden EU-Systeme ist, werden die Anleger die Schweizer Börse auch ohne EU-Börsenäquivalenz benutzen.

Im Bereich Digitalisierung des Wertschriftenhandels wird intensiv geforscht und man darf davon ausgehen, dass auch der neue BIZ Innovation Hub sich intensiv mit dieser Problematik befassen wird.

Im Zentrum steht dabei die Distributed-Ledger-Technik, deutsch Verteiltes-Kontenbuch-Technik, also die Programmierung einer dezentralen Datenbank, die Teilnehmern eines Netzwerkes eine gemeinsame Schreib- und Leseberechtigung erlaubt. (Die Blockchain ist eine spezielle Anwendung dieser Technik)

Dank diesem verteilten Kontobuch können die vielen am Wertschriftenhandel beteiligten Akteure  - Käufer und Verkäufer, Börsenmakler, Banken, Abwicklungsdienstleister und Depotstellen - gesichterte Informationen gleichzeitig zur Verfügung gestellt werden, was im Vergleich zur heutigen SECOM/SIC-Abwicklung wesentlich effizienter und damit auch kostengünstiger ist.

Dienstag, 25. Juni 2019

Knall beim Kosmos -Jetzt redet Steff Fischer

Beim erfolgreichen Zürcher Kulturzentrum Kosmos hats geknallt. Der gesamte Verwaltungsrat der Kosmos AG, mit Ausnahme des Präsidenten Bruno Deckert wurde am letzten Donnerstag ausgewechselt. Warum? Inoffiziell war zu vernehmen, trotzdem laufe alles weiter wie bisher.

Die zwei Gründerkosmonauten Samir Riadh Jamal Aldin und Bruno Deckert haben bislang geschwiegen,

Die Mutter des Kosmos hingegen, Steff Fischer, hat sich heute Morgen auf Facebook zu Wort gemeldet:

"Totale Überforderung", "Scherbenhaufen", schreibt Steff. Und weiter:  "Ich bezweifle, dass sich der gewählte Verwaltungsrat halten kann. Wir Jungs haben es verkackt. Ich glaube jetzt müssten Frauen ran. Aber ob die wollen?"

Ich meinerseits verstehe die Entwicklung des Kosmos als Resultat des Kräftespiels folgender 4 Vektoren:

1. Dem Höchstrendite-Streben der SBB-Immobilien auch an der Europaallee.

2. Steff Fischers Talent als Entwickler der Europaallee-Erdgeschossnutzung Auftrags SBB.

3. Bruno Deckerts Vision vom Kulturwarenhaus das Geld und Geist versöhnt.

4. Samir Riadh Jamal Aldins Ehrgeiz eigene Kinos zu besitzen.

Wie er schreibt, machte Steff vor fast 10 Jahren seine beiden damaligen Freunde Bruno und Samir miteinander bekannt, empfahl den beiden die Verschmelzung ihrer jeweiligen Pläne am Standort Europaallee, überzeugte die SBB vom Konzept und spielte schliesslich Geburtshelfer des Mietvertrages.

Heute, zwei Jahre nach Eröffnung ist das Kräfteparallelogramm SBB-Steff-Bruno-Samir explodiert. (Mit vorgängigen Bruch sowohl der Geschäftspartnerschaft als auch der persönlichen Freundschaft zwischen Steff und Bruno im vergangenen Februar.)

Ursache des Kosmos-Knalls dürften ökonomische Gründe sein.

Finanziell ist das Kulturwarenhaus Buch+Film+Gastro auf Sand gebaut. Die Erträge von Kinos und Buchhandel sinken schon lange und können Kulturveranstaltungen, Kosmopolitics etc. unmöglich subventionieren. Das gleiche gilt für das steinharte Gastrogeschäft, wo das Kosmos froh sein kann, wenn Ende Jahr eine schwarze Null rauskommt.

Anfang Jahr musste die Kosmos AG ihr Aktienkapital um 3 Mio auf 8 Mio erhöhen. Mich würde es nicht erstaunen wenn dieses Geld bereits wieder verbrannt ist. Und eine Überschuldung der AG ohne Neugeld absehbar wird. Das würde die auch für Insider überraschende Explosion des Kosmos erklären.

Neue Besen kehren gut, sagt der Volksmund. Nachdem der neue Kulturverein Kosmos zur Totgeburt wird, den Samir und Bruno zur Finanzierung der Kultur kürzlich gründeten, muss jetzt der neue Verwaltungsrat das Kulturloch stopfen.

Der neue starke Mann der Kosmos AG heisst  Edwin van der Geest, Strategie- und Kommunikationsberater sowie Finanzchef der Dynamics Group.

Okay, dieser Name und die Firma sagten mir bis dato nichts. Dank Google kenne ich jetzt einen Senior Partner der Dynamics Group, nämlich Andreas Durisch.

Mich laust der Affe: der Mann hat mich vor langer, langer Zeit, ich glaub es war 1983, an einer Pressekonferenz der damaligen Bank SBG ohne Anlass unfreundlich angemacht. Ich war als Vertreter des Alternativradios Lora dort und Durisch fragte mich: "Wärum händs dich überhaupt da inelaa". Er vertrat die Züri-Woche, wo der einstige Primarlehrer aus dem Aargau unter den Fittichen von Chefredaktor Kari Lüönd seine ersten Schritte im Journalismus absolvierte.

Das gleiche Blatt hatte 1980 Samirs Schwester mit Namen und Adresse enttarnt, welche die Bewegung als Frau Müller in der legendären 80er-Fernsehsendung brilliant vertreten hatte. Darauf wurde sie massiv bedroht und musste eine zeitlang aus Zürich verschwinden.

Muss ich jetzt davon ausgehen, dass der gecrashte Kosmos-Europaallee-Linksliberalismus zum dynamisierten Google-Leonteq-UBS-Europaallee-Neoliberalismus mutiert?

Sonntag, 9. Juni 2019

Warum spricht das Oberwallis Deutsch?

Tischgespräch Helvetiaplatz, 28. Mai 2019

Link:
https://www.yourstage.live/videos/why-does-the-oberwallis-speak-german-1

TRANSKRIPT REDIGIERT

Guten Abend zum Tischgespräch Kanzlei.

Heute sprechen wir über ein ganz besonderes Thema, nämlich die Frage, warum spricht das Oberwallis Deutsch? Eine wichtige Thematik würde ich sagen, bekanntlich ist die Schweiz ein viersprachigen Land und da stellt sich die Frage, wie diese Sprachgrenzen entstanden sind.

Der Kanton Wallis zieht sich über 200 Kilometer von St. Gingolph am Genfersee bis zum Furkapass. Ungefähr in der Mitte, beim Bach Raspille zwischen den Dörfern Miège und Salgesch, wechselt die Sprache der Walliserinnen und Walliser von Französisch zu Deutsch.

Warum gerade hier? Sprachgrenzen sind meistens Landesgrenzen und ihre Lage hat oftmals mit einstigen Kriegen zu tun, wie beispielsweise im Elsass. Auch die Sprachgrenze beim Bach Raspille hat einen kriegerischen Hintergrund. Im 12./13. Jahrhundert wurde sie bei Auseinandersetzungen der Oberwalliser mit dem französischsprachigen Bischof von Sitten etwa zehn Kilometer näher nach Sitten verschoben.

Doch diese kleine Verschiebung vermag die Sprachgrenze Deutsch/Französisch als solche nicht zu erklären. Warum gab es überhaupt deutschprachige Leute im Oberwallis? Das Unterwallis wurde seit grauer Vorzeit vom Genfersee her besiedelt, von keltischen, gallo/römischen und später burgundischen Bevölkerungsgruppen. Warum das Siedlungsgebiet dieser Unterwalliser ohne ersichtliche Hindernisse mitten im Tal abbricht ist erklärungsbedürftig. Umso mehr, als der Bischof von Sion, das französischsprechende politische und religiöse Machtzentrum im Wallis, nur etwa 20 Kilometer von der Sprachgrenze residierte.

Jetzt könnte man sagen okay, das können unsere Historikerinnen und Historiker erklären, die die alten Chroniken und Urkunden kennen. Auch über die Geschichte des Wallis gibt es viele Bücher. Leider Fehlanzeige, es gibt keine allgemein anerkannte Erzählung, warum, wann und wie das Wallis zweisprachig wurde.

In der nächsten halben Stunde möchte ich nun meine neue These erläutern, wie es zu dieser Sprachgrenze gekommen ist.

Die These basiert auf einem Paradigmenwechsel der historischen Betrachtung. Die gängige Walliser Frühgeschichte ist Territorialgeschichte. Ein Geschichtsbild, das die Geschichte des Tales auf die dynamischen Zentren des Unterwallis zentriert, dem Kloster St. Maurice mit dem Verkehr über den Grossen Sankt Bernhard, und der Stadt Sitten mit dem Bischof - Also die Wurzeln der heutigen Französischen Sprache im Unterwallis.

Um die Wurzeln der Deutschen Sprache im Oberwallis zu verstehen muss die Perspektive der Territorialgeschichte verlassen, und durch eine Alpentransit-Perspektive ersetzt werden.

Man muss, mit anderen Worten, das Oberwallis als Teil einer Nord-Süd-Transitstrecke verstehen. Mit einer solchen Perspektive werden die Pässe ins Berner Oberland und jene nach Italien zum zusammenhängenden Passsystem. Das Oberwallis wird Durchgangstal der Direktverbindung vom Thuner- und Vierwaldstättersee zum Lago Maggiore; ein Ast über die Pässe Brünig-Grimsel-Gries und der andere über Gemmi oder Lötschen-Simplon oder Antrona oder Monte Moro. (Soviel zur Geografie, alles zu sehen auf Google Maps oder einer anderen Online-Karte.)

So betrachtet, bestimmten im Oberwallis des Frühmittelalters, als die Alamannen aus dem Thunerseeraum ins Oberwallis einwanderten, nicht die damaligen unterwalliser Herrscher das Geschehen im Oberwallis, Burgunderkönig, Abt von St. Maurice und Bischof von Sitten, sondern die Benutzer und Operateure der Alpentransitstrecke vom Thuner- und Vierwaldstättersee zum Lago Maggiore.

Doch wer waren die Benutzer und Operateure dieser frühmittelalterlichen Diretissima vom Thuner- und Vierwaldstättersee zum Lago Magiore? Zuerst zu den Operateuren. Die gängige Mittelaltergeschichte geht von einer langsamen Kolonisierung des Oberwallis durch alamannischstämmige bäuerliche Kolonisten vom Thunerseegebiet her aus, die zeitlich nur vage auf das 8. und 9. Jahrhundert datiert, und ohne Zusammenhang mit dem Alpentransitverkehr beschrieben wird. Schriftquellen dazu existieren keine.

Zum Auftreten der ersten Alamannen im Thunerseegebiet hingegen, gibt es einen Eintrag in der sogenannten Fredegarchronik, welche die Epoche der fränkischen Merowingerkönige dokumentiert. Diese Frankenkönige herrschten damals sowohl über die Alamannen im Hochrhein/Bodenseegebiet als auch über die Burgunder im Genferseegebiet. Für das Jahr 610 berichtet Fredegar von einer Schlacht zwischen Alamannen und Burgundern bei Wangas, die von den Alamannen gewonnen wurde. Mittelalterhistoriker siedeln dieses Wangas, irgendwo zwischen dem heutigen Aarwangen, Wangen an der Aare, Wangen bei Olten oder Wangen bei Bern an.

Die gängige Mittelaltergeschichte geht davon aus, dass alamannische Sippschaften im Laufe des 7. und 8. Jahrhunderts vom heutigen süddeutschen Raum langsam Richtung Nordfuss der Alpen einsickerten, und sich mit der dortigen ansässigen gallo-römischen und burgundischen Bevölkerung vermischt haben.

Soweit so gut, doch weshalb sollen Alamannen auch die unwirtlichen inneralpinen Hochtäler besiedelt haben, die zu den Pässen führen, wo die Winter hart und die Produktivität der Berglandwirtschaft gering war? Und es überdies im noch dünnbesiedelten Voralpengebiet noch genügend Wald zum Roden gab. Aufgrund der geringen Produktivität der frühmittelalterlichen Landwirtschaft gaben diese Hochtäler durch bäuerliche Bewirtschaftung nicht genug Nahrung für eine ganzjährige Niederlassung durch die langen Winter her.

Aus der Alpentransit-Perspektive ist die Antwort einfach. Die Alamannen waren nicht Bergbauern, sondern Wegmacher und Säumer im Transitverkehr. Damit verdienten sie genug, um ihre Defizite an Nahrung, Kleidung, Futter für Saumtiere, etc. aus dem Unterland zu beziehen und die langen Winter überleben zu können.

Wegmachen und Säumern war die ökonomische Basis der Besiedelung der Strecke über die Berner Oberländer und Oberwalliser Pässe bis zum Lago Maggiore durch Alamannen vom Alpennordfuss. Was deren Sprache betrifft gilt es zu unterstreichen, dass es das heutige Deutsch damals noch lange nicht gab, ja noch nicht einmal das Althochdeutsche. Doch diese ersten Alamannen im Oberwallis und im Eschental blieben ihren Herkunftsgebieten kulturell und zivilisatorisch noch während Jahrhunderten verbunden und machten auch die Entwicklungen mit, die zur Entstehung der Deutschen Sprache führteb. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts sprachen ganze Dörfer im unteren Eschentales (Italienisch Val Toce) bis zum Lago Maggiore noch Deutsch. Und die deutschsprachigen Dörfer auf der Südseite des Simplon, sowie das Walserdeutsch im obersten Eschental (Pomatt) zeugen noch heute von der einstigen Verbreitung des Deutschen in der Lombardei.

Im Eschental wurde das (alt- und mittel) Hochdeutsche nach Jahrhunderten vom Italienischen, bzw. seinen Vorformen wieder verdrängt, während das Oberwallis die Entwicklung zur Deutschen Sprache mitmachte und deutschsprachig blieb.

Soweit so gut. Die Betreiber der Alpentransitstrecke waren Leute aus dem Norden. Doch wer waren die Benutzer? Um gleich mal vorzugreifen, die Benutzer waren die früh- und hochmittelalterlichen, europäischen Grossreiche der Karolinger, Ottonen, Salier und Staufer, die während Jahrhunderten Burgund, Norditalien und das Ostfrankenreich vereinigten. Für die Existenz dieser alpenüberspannenden Reiche hatte der schnelle Alpentransit geostrategische und machtpolitische Bedeutung.

Eingesetzt hat diese historische Entwicklung mit der Eroberung der Langobardenhauptstadt Pavia durch den Frankenkönig Pippin im Jahre 750. Verbündet mit dem Papst war Pippin damals mit einem grossen Heer über die Alpen gezogen und hatte das norditalienische Reich der Langobarden besiegt. Das Langobardenzentrum Pavia war damals wohl die wichtigste Stadt ganz Oberitaliens. Im Unterschied zu Mailand und anderen grossen Römerstadten hatten die siegreichen Goten Pavia nach dem Untergang Westroms nicht zerstört. Die römische Stadtkultur, die Lateinische Sprache, viel technisches und kulturelles Wissen blieben erhalten. Die Kontrolle von Pavia war für die Frankenkönige von allergrösster Bedeutung war. Pippin musste Pavia behalten wenn er seine Macht im neueroberten Langobardenreich und damit in seinem neuen alpenüberspannenden Imperium konsolidieren wollte.

Deshalb hatte eine sichere und rasche alpenquerende Verbindung seiner neuen südlichen Hauptstadt Pavia mit den nördlichen Kerngebieten seines Frankenreiches grosse geostrategische und machtpolitische Bedeutung. Die nördlichen Kerngebiete des Frankenreiches lagen beim heutigen Paris, sowie an Niederhein, Maas und Mosel, bei Köln, Trier und Aachen.

Die schnellste und sicherste Alpenquerung dieser zwei Regionen führte von Pavia ticinoaufwärts über den Lago Maggiore, den Thuner- und Vierwaldstätterse nach Basel und weiter nach Paris oder Aachen.

Die Alternativen waren weniger attraktiv. Am Weg zum Grossen St. Bernhard und zum Mont Cénis im Westen gab es mächtige Lokalfürsten die dem König den Weg sperren oder finanziell verteuern konnten. Dito am Weg zu den Bündner Pässen im Westen. Während die Strecke von Pavia zum Lago Maggiore direkt von Pavia aus kontrolliert und verwaltet wurde. Kommt noch dazu, dass beide anderen Strecken im Westen und im Osten distanzmässig um einiges länger sind. (Am Gotthard war die Schöllenen noch ein unüberwindbares Hindernis.)  Dazu kommt noch der positive Faktor, dass Pavia am Zusammenfluss von Ticino und Po liegt. Wenn man von Nord nach Süd reist, kommt man vom Lago Maggiore per Schiff nach Pavia. Reist man von Süd nach Nord über Lago Magiore, Gries-Grimsel-Brünig ist man am Vierwaldstättersee und fährt mit dem Schiff bis Basel und weiter an den Niederrhein.

Die Alamannen im oberen Aareraum waren die idealen Betreiber der neuen Verkehrsverbindung, die König Pippin dringend brauchte. Wenige Jahre bevor Pippin Pavia erobert hatte, hatte sein Bruder Karlman den aufmüpfigen Alamannenherzog beim heutigen Stuttgart besiegt. Das Herzogtum war auseinandergefallen und viele alamannische Sippschaften hatten sich ins heute schweizerische Alpenvorland zurückgezogen. Diese konnten als Wegmacher und Säumer eine neue wirtschaftliche Existenz finden.

Schriftquellen für den Aufbau einer Verbindung einer solchen fränkischen Alpentransitstrecke während der Regierungszeit König Pippins gibt es nicht. Was allerdings nicht heissen will, dass es eine solche nicht gab. Die Organisation des Verkehrs war im Frankenreich in der Regel an Regionalfürsten ohne eigene Kanzlei delegiert, sagen Historiker. Damit haben sich die Könige und ihre Kanzleien gar nicht befasst.

Hingegen gibt es archäologische Befunde für die Existenz einer solche Strecke. Am Wittnauer Horn, einem Juraübergang in der Gegen von Aarau an der Strecke vom Thunersee nach Basel wurde ein merowingischer Münzschatz gefunden. Im Oberaargau fand man langobardische Grabbeigaben.

Wenn meine Alpentransit-These in der Walliser Frühmittelaltergeschichte hinhaut darf man davon ausgehen, dass die alamannische Besiedelung der Hochtäler zwischen Thuner- und Vierwaldstättersee und Lago Maggiore innert weniger Jahrzehnte nach 750 erfolgte, und dass die Alamannen aus dem Oberen Aareraum dabei auch das Oberwallis estmals ganzjährig besiedelten, wo ihre Nachfahren heute noch leben.

Darum spricht das Oberwallis Deutsch.