Beim erfolgreichen Zürcher Kulturzentrum Kosmos hats geknallt. Der gesamte Verwaltungsrat der Kosmos AG, mit Ausnahme des Präsidenten Bruno Deckert wurde am letzten Donnerstag ausgewechselt. Warum? Inoffiziell war zu vernehmen, trotzdem laufe alles weiter wie bisher.
Die zwei Gründerkosmonauten Samir Riadh Jamal Aldin und Bruno Deckert haben bislang geschwiegen,
Die Mutter des Kosmos hingegen, Steff Fischer, hat sich heute Morgen auf Facebook zu Wort gemeldet:
"Totale Überforderung", "Scherbenhaufen", schreibt Steff. Und weiter: "Ich bezweifle, dass sich der gewählte Verwaltungsrat halten kann. Wir Jungs haben es verkackt. Ich glaube jetzt müssten Frauen ran. Aber ob die wollen?"
Ich meinerseits verstehe die Entwicklung des Kosmos als Resultat des Kräftespiels folgender 4 Vektoren:
1. Dem Höchstrendite-Streben der SBB-Immobilien auch an der Europaallee.
2. Steff Fischers Talent als Entwickler der Europaallee-Erdgeschossnutzung Auftrags SBB.
3. Bruno Deckerts Vision vom Kulturwarenhaus das Geld und Geist versöhnt.
4. Samir Riadh Jamal Aldins Ehrgeiz eigene Kinos zu besitzen.
Wie er schreibt, machte Steff vor fast 10 Jahren seine beiden damaligen Freunde Bruno und Samir miteinander bekannt, empfahl den beiden die Verschmelzung ihrer jeweiligen Pläne am Standort Europaallee, überzeugte die SBB vom Konzept und spielte schliesslich Geburtshelfer des Mietvertrages.
Heute, zwei Jahre nach Eröffnung ist das Kräfteparallelogramm SBB-Steff-Bruno-Samir explodiert. (Mit vorgängigen Bruch sowohl der Geschäftspartnerschaft als auch der persönlichen Freundschaft zwischen Steff und Bruno im vergangenen Februar.)
Ursache des Kosmos-Knalls dürften ökonomische Gründe sein.
Finanziell ist das Kulturwarenhaus Buch+Film+Gastro auf Sand gebaut. Die Erträge von Kinos und Buchhandel sinken schon lange und können Kulturveranstaltungen, Kosmopolitics etc. unmöglich subventionieren. Das gleiche gilt für das steinharte Gastrogeschäft, wo das Kosmos froh sein kann, wenn Ende Jahr eine schwarze Null rauskommt.
Anfang Jahr musste die Kosmos AG ihr Aktienkapital um 3 Mio auf 8 Mio erhöhen. Mich würde es nicht erstaunen wenn dieses Geld bereits wieder verbrannt ist. Und eine Überschuldung der AG ohne Neugeld absehbar wird. Das würde die auch für Insider überraschende Explosion des Kosmos erklären.
Neue Besen kehren gut, sagt der Volksmund. Nachdem der neue Kulturverein Kosmos zur Totgeburt wird, den Samir und Bruno zur Finanzierung der Kultur kürzlich gründeten, muss jetzt der neue Verwaltungsrat das Kulturloch stopfen.
Der neue starke Mann der Kosmos AG heisst Edwin van der Geest, Strategie- und Kommunikationsberater sowie Finanzchef der Dynamics Group.
Okay, dieser Name und die Firma sagten mir bis dato nichts. Dank Google kenne ich jetzt einen Senior Partner der Dynamics Group, nämlich Andreas Durisch.
Mich laust der Affe: der Mann hat mich vor langer, langer Zeit, ich glaub es war 1983, an einer Pressekonferenz der damaligen Bank SBG ohne Anlass unfreundlich angemacht. Ich war als Vertreter des Alternativradios Lora dort und Durisch fragte mich: "Wärum händs dich überhaupt da inelaa". Er vertrat die Züri-Woche, wo der einstige Primarlehrer aus dem Aargau unter den Fittichen von Chefredaktor Kari Lüönd seine ersten Schritte im Journalismus absolvierte.
Das gleiche Blatt hatte 1980 Samirs Schwester mit Namen und Adresse enttarnt, welche die Bewegung als Frau Müller in der legendären 80er-Fernsehsendung brilliant vertreten hatte. Darauf wurde sie massiv bedroht und musste eine zeitlang aus Zürich verschwinden.
Muss ich jetzt davon ausgehen, dass der gecrashte Kosmos-Europaallee-Linksliberalismus zum dynamisierten Google-Leonteq-UBS-Europaallee-Neoliberalismus mutiert?
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