Montag, 1. Juli 2013

Nationalbank mit Quartals-Rekordverlust - Die Zeitbombe tickt

"Die Nationalbank führt die Geld- und Währungspolitik im Gesamtinteresse des Landes. Sie gewährleistet die Preisstabilität. Dabei trägt sie der konjunkturellen Entwicklung Rechnung." So steht es im Nationalbankgesetz geschrieben.

Bei der praktischen Umsetzung dieses Mandats sind die monetären Kategorien Gewinn und Verlust zweitrangig. Dies darum, weil die Nationalbank keine profitstrebige Bank ist, sondern eine Zentralbank, die ihre Bilanzwährung kraft Gesetz selber druckt.

Ob 10 Milliarden Franken Quartalsverlust oder 20 Milliarden Quartalsgewinn spielt bei der Nationalbank solange keine grosse Rolle, als Preisniveau und Arbeitslosenzahlen in etwa stabil bleiben.

Weil das zurzeit der Fall ist, spielt der hohe Verlust im 2. Quartal 2013 - wahrscheinlich ein zweistelliger Milliardenbetrag - keine grosse Rolle, selbst wenn Bund, Kantone und Aktionäre deswegen für 2013 (bei bleibenden Verlusten) keine Dividende kassieren werden.

Wenn die Nationalbank trotzdem auf einer tickenden Zeitbombe sitzt, dann nicht wegen der Risiken von Buchverlusten. Sondern infolge wachsender Risiken der ultraexpansiven Geldpolitik. Diese durch Finanzkrise und Franken-Euro-Mindestkurs erzwungene Politik unterminiert die Geldwertstabilität und korrumpiert das Schweizer Geld- und Kreditsystem. Ohne dass die Nationalbank bislang ein Ausstiegsszenario dargelegt hätte.

Die Versorgung der Schweizer Wirtschaft mit Geld und Kredit erfolgt im Rahmen eines Neudeutsch "Fractional Reserve Banking" genannten Systems. Im Teilreserve-Kreditsystem druckt die Nationalbank nach Belieben Zentralbankengeld. Technisch erfolgt die Geldschöpfung aus dem Nichts heute so, dass die Nationalbank den etwa 320 in- und ausländischen Finanzinstituten die bei ihr Girokonten, unterhalten, per Computerklick geschaffene Franken gutschreibt. Dieses Zentralbankengeld können die Banken als Kredit an Unternehmen und Hausbesitzer verleihen. Mehr noch, weil immer nur ein Teil der Kreditnehmer den gewährten Kreditbetrag von der betreffenden Bank abzieht, können die Banken jeden Zentralbankfranken gleich mehrfach ausleihen. Was sie auch gerne tun, weil sie an jedem gewährten Kredit verdienen.

Eingeschränkt wird die Kreditvergabe einer Bank zum einen durch das Ausfallrisiko, dass ein Kreditnehmer pleite geht und nicht mehr zurückzahlen kann. Bei den profitgetriebenen Banken funktioniert diese Beschränkung erfahrungsgemäss schlecht. Vor allem im Hypothekargeschäft, wo schon viele Finanzkrisen begannen. Und wo gerade hierzulande wieder einmal ein Immobilienpreiscrash droht, weil die Banken das Hypothekargeschäft forcieren auf dessen Erträge sie mehr denn je angewiesen sind.

Eingeschränkt wird die Kreditvergabe ferner auch von der Nationalbank durch den Zins für Nationalbankkredite, sowie den so genannten Mindestreservesatz, also den von der Nationalbank festgelegte Prozentsatz, mit dem eine Bank ihre Kreditausleihungen auf ihrem Nationalbankkonto unterlegen muss.

Beide Einschränkungen werden durch die gegenwärtige ultraexpansiven Geldpolitik ausgehebelt. Der Refinanzierungszinsatz liegt unter 0,5 Prozent pro Jahr und der Mindestreservesatz ist um etwa das 20-fache übertroffen. (Dies als Folge der enormen Giroguthaben, welche die Nationalbank-Eurokäufe den Girobanken in die Kasse spülten.)

Diese sytemisch unerwünschte Situation kann zurzeit nur bei Inkaufnahme gravierender Folgen korrigiert werden. Kursuntergrenze weg, wie von Joe Ackermann empfohlen, bedeutet einige zehntausend Arbeitslose in der Exportwirtschaft. Zinsen rauf bedeutet die Ausweisung von vielleicht Hundertausend Hüsli-Besitzerinnen und Besitzern, die ihre Hypothek nicht mehr bedienen können.
 
In diesem Dilemma ticken (Hyper)Inflation und Immobiliencrash.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen