Montag, 26. Mai 2014

Wissenschaftspolitik ist Standortförderung, nicht Konzernförderung, Patrick Aebischer

Nachdem die WOZ unlängst enthüllte, dass der Präsident der ETH-Lausanne (EPFL), Prof. Patrick Aebischer, dem Sponsor Nestlé ein Vetorecht ein bei der Besetzung von zwei nestléfinanzierten Lehrstühlen einräumte, pfiff ihn ETH-Ratspräsident Fritz Schiesser zurück. Sponsoring ja, aber ohne Vetorecht.

Letzten Samstag ging der Desavouierte mit einem NZZ-Inteview in die Offensive. Aebischer der "angelsächsisches Denken" und "angelsächsische Philosophie" an die EPFL bringen will, verteidigte die Geheimhaltung des Nestlé-Vertrages, weil er Angst habe, dass die Privatwirtschaft ansonsten nur noch eigene Forschung betreibe.

"Ich will, dass meine Studenten einen Arbeitsplatz bekommen. Auf diese Weise fördert man die Gesamtwirtschaft.",  sagt der umtriebige Neurologe. Und verbreitet damit eine Vulgärvariante der angelsächsischen neoliberalen Wirtschaftsideologie: "Ich rieche schon die ersten Börsengänge".

Angelsächsische Eliteschulen à la Stanford, Harvard, MIT und Cambridge wo Aebischer Mass nimmt, schaffen Jobs für die Boys und Girls des einen Prozent. Der Gang der Gesamtwirtschaft der übrigen 99 Prozent ist eine ganz andere Frage. Piketty lesen, Prof. Aebischer!

Wissenschaftspolitik als Konzernförderung auf der Basis der Verschmelzung von Kapital und Wissenschaft setzt die Priorität auf die Rendite, schädigt die Umwelt und verschärft die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung.

Das brauchen wir nicht. Nötig ist Wissenschaftspolitik als Standortförderung.  Die sozial- und umweltverträgliche Förderung der Gesamtwirtschaft mit der Priorität der Schaffung von Arbeitsplätzen in der Schweiz.

Nicht Kapital und Wissenschaft verschmelzen, Werkplatz und Denkplatz fusionieren.

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