Montag, 22. September 2014

Ideologie, Wahrheit und Interesse in der Berichterstattung des Zürcher Tages-Anzeigers zur Ukrainekrise

Die vielenorts seit längerem als einseitig Pro-Kiev und Anti-Moskau kritisierte Haltung der Tages-Anzeiger-Auslandredaktion ist mittlwerweilen auch in den Spalten des Blattes zum Diskussionsthema geworden.

Erfreulich.

Im heutigen Debattenbeitrag wäscht die Stellvertretung des TA-Auslandchefs die Nato rein von jeglicher Schuld an der verhängnisvollen Eskalation des Ukrainekonfliktes. Während der TA-Chefredaktor der Nato vor einigen Tagen eine Mitverantwortung an der Krise zuschrieb.

Die unterschiedliche Wertung von richtig und falsch, gut und böse bei der Nato ist wichtig, allerdings bei akuter Gefahr ideologischer Grabenkämpfe.

Diese Gefahr kann durch die Einführung der Kategorie "Interesse" vermindert werden.

Man kann sich beispielsweise fragen, welche Interessen einen Auslandsjournalisten heute dazu bewegen können, die Ukrainekrise aus der Sicht Kievs und der Nato abzuhandeln.

Oder welche Interessen ein Verlagshaus an politischer Haltung und Position zu Sachfragen seiner Journalisten haben kann; natürlich nur Edelfedern, nicht Newsroom-Schichtarbeiterinnen.

Von Bedeutung ist auch die Frage der Landesinteressen in der Ukrainekrise. Soll sich die Schweiz einem verschärften Russlandboykott von USA und EU anschliessen?

Ob man wohl im Tages-Anzeiger auch mal was zu solchen Fragen lesen kann? 

Montag, 8. September 2014

Veitstanz mit der alten Tante

Veit Dengler ist ambitiös. Der McKinsey geschliffene austro-amerikanische NZZ-CEO will mit Journalismus Geld verdienen.

Damit schwimmt er gegen den Strom. Wenn er das schafft, macht Tamedia-Verleger Pietro Supino "brutta figura".  Supinos unternehmerisches Denken wertet das e-business deutlich höher als den Journalismus.

Kein Wunder beschreibt der Tages-Anzeiger den Dengler heute sinngemäss als Schwätzer, der bislang noch keine Resultate geliefert habe - Ein Scharfschuss vor den Bug der Mc-Kinsey-Boys, pardon Boys und Girls, die Dengler für das NZZ-E-Business holte.

Tja - Ich denke, Dengler hat sehr wohl eine Chance. Eine Tageszeitung für die gesellschaftlichen Eliten des gesamten deutschsprachigen Raumes ist keine Wahnidee. Wenn auch mit dem Verkaufsargument Journalismus allein nicht zu realisieren. Doch der smarte Austro-Amerikaner hat noch zwei weitere Pfeile im Köcher.

Zum ersten verkauft Dengler nicht einfach Journalismus sondern NZZ-Journalismus. Das heisst gesinnungsmässig klar positionierte Schreibe als supranationale Stimme des euro-anglo-amerikanischen Westens im deutschsprachigen Raum. Eine Stimme, welche die entscheidende Frage, wer sind deine Freunde, wer sind deine Feinde, den nationalpolitischen Niederungen von Berlin, Wien, Bern und Vaduz entrückt, wie es die anderen deutschsprachigen Zeitungen nicht tun können.

Und zum zweiten bietet Dengler, Mitbegründer der neoliberalen österreischen Partei Neos, sowohl der kaputten Deutschen FDP, als auch der serbelnden Schweizer FdP eine helfende Hand als Plattform zu Regruppierung und Wiederaufstieg.

Affaire à suivre.

Freitag, 5. September 2014

Nochmals zum antirussischen Gesinnungsjournalismus der Tages-Anzeiger-Auslandredaktion

Als Leser und Abonnent des Tages-Anzeigers ärgere ich mich seit Monaten über einige antirussische Scharfmacher von der Auslandredaktion. Die Namen sind allen bekannt, die diese Zeitung lesen, tun hier aber nichts zur Sache.

Statt überprüfte Fakten und unabhängige Analysen zu den laufenden geopolitischen Umbrüchen in Osteuropa zu liefern, füllen diese antirussischen Gesinnungstäter die Spalten ihres Blattes mit den Positionen der amerikanisch-britisch-polnisch-baltisch-kanadischen Partei des alten Westens im neuen kalten Krieg gegen Russland.

Mich ärgert das nicht, weil ich lieber die Propaganda der russisch-weissrussisch-grossrussisch-eurasischen Partei im Tages-Anzeiger lesen würde. Die bekomme ich schneller, knackiger und gratis im Internet.

Auch die Milch der frommen Denkart der TA-Auslandredaktion ist im Internet schneller, knackiger und gratis zu haben. Tja -Warum soll ich eigentlich mit dem vielen Geld für das teure Abo nicht einige alte Genossen zum Nachtessen mit gutem Wein und einer Cohiba einladen? Doch das ist eine andere Geschichte.

Ärgerlich ist die normativ-ideologische Anti-Russland-Imprägnierung, weil dessen undeklarierte Loyalitäten die Propaganda aus Kiev nur allzuoft direkt in faktensuggerierende Text- und Bildüberschriften umsetzt.

Schädlich ist der antirussische Gesinnungsjournalisms, weil dessen Narrativ die Positionierung der offiziellen Schweiz in der Ukrainekrise vernebelt, erschwert und sabotiert.

Aus Sicht der Schweizer Landesinteressen in der neuen Epoche der Geopolitik geht es nicht um den Sieg des alten Westens in einem neuen kalten Krieg gegen Russland. Sondern um die Frage, welche Aussenpolitik braucht die Schweiz.

Was heisst Neutralität im Ukrainekonflikt. Wie kann die Schweiz zur politischen Lösung auf dem Weg von Verhandlungen beitragen. Was bedeuten die Russlandsanktionen von USA und EU für die hiesigen Arbeitsplätze, für den Pharmaexport, für den Finanzplatz?