Montag, 7. September 2015

Nationalbank verheizt Werkplatz - Nick Hayek, Peter Spuhler und Corrado Pardini halten dagegen

Bei der Beurteilung der Geld- und Währungspolitik der Nationalbank aus Sicht des wirtschaftlichen Landesinteresses ist beim Direktorium - bei allem Respekt vor individuellen Fähigkeiten - ein Defizit an realwirtschaftlichen Einsichten und Erfahrungen festzustellen.

Weder Thomas Jordan, noch Fritz Zurbrügg und Andréa Maechler verfügen über eigene Erfahrungen in der Wirtschaft. Sie haben im Elfenbeinturm (neoliberale) Ökonomie studiert und später in der statlichen Finanzbürokratie Karriere gemacht, Jordan bei der Nationalbank, Zurbrügg und Maechler beim IWF in Washington.

Dieses Defizit kann vielleicht erklären, weshalb das Direktorium meint, dem Werkplatz Schweiz eine existenzbedrohende Rosskur zumuten zu können. Die Kursfreigabe des Frankens, verbunden mit Negativzinsen und sporadischen Eurokäufen basiert auf modelltheoretischem Wunschdenken und der Überschätzung der langfristigen Wirkungsmöglichkeiten von Geld- und Währungspolitik.

Gut möglich, dass der Werkplatz die Zeche für die falsche Nationalbankpolitik dereinst nach dem Motto "Operation gelungen, Patient gestorben" zahlen muss.

Die beiden Top-Industriellen Nick Hayek und Peter Spuhler sind alarmiert. Der Industriechef der Gewerkschaft Unia Corrado Pardini auch. Die drei Akademiker an der Spitze der Nationalbank bedrohen sowohl das Privateigentum der Mitbesitzer des Konzerne Swatch und Stadler Rail, als auch zehntausende von Arbeitsplätzen.

Folgerichtig akzeptierten Hayek und Spuhler die Einladung zum Unia Industrietag vom kommenden Freitag in Bern, wo sie mit den Spitzengewerkschaften Paul Rechsteiner, Vania Alleva und Corrado Pardini gemeinsame Massnahmen zur Rettung des Werkplatzes Schweiz diskutieren.

Dabei dürfte auch die Schaffung eines Staatsfonds aus den überschüssigen Währungsreserven der Nationalbank zur Sprache kommen.

Dazu muss man wissen, dass die infolge anhaltender Eurokäufe ständig wachsenden überschüssigen Währungsreserven zum zweiten Grossrisiko der Schweizer Wirtschaft neben der anhaltenden Überbewertung des Frankens geworden sind.

Per Ende Juli 2015 beliefen sich die Währungsreserven auf 550 Milliarden Franken. Das sind 90 Prozent der Nationalbank-Bilanzsumme von 600 Milliarden.

Dieses krasse Missverhältnis schränkt den Spielraum der Geld- und Währungspolitik stark ein, und liess die Nationalbank von der Hüterin des stabilen Geldwertes zum hochriskanten Devisen-Hedgefonds mutieren. Deshalb müssen die überschüssigen Devisenreserven raschmöglichst aus der Nationalbankbilanz herausgelöst werden.

Dabei stellen sich zwei Fragen: Wieviel ist überschüssig und wie löst man das Geld aus der Bilanz?

Weil Central Banking nicht Wissenschaft, sondern Kunst ist, sind die Antworten auf diese Fragen in keinem Lehrbuch zu finden. Ich meinerseits gehe von einer Überschussquote von 50 Prozent aus. Anders gesagt kann die Nationalbankbilanz um 250 Milliarden Franken verkürzt werden.

Die Übertragung dieser Devisenmilliarden an einen Staatsfonds lässt die Aktivseite der Nationalbankbilanz um 250 Milliarden schrumpfen. Demensprechend muss auch die Passivseite schrumpfen.

Der zu schaffende Staatsfonds kann der Nationalbank keine Aktiven abkaufen weil er kein Geld hat. Der Aktiventransfer von der Nationalbank zum Staatsfonds ist durch Tilgung von Giroguthaben des Bankensystems auf der Passivseite der Nationalbankbilanz trotzdem möglich.

Die Giroguthaben sind reines Buchgeld, das durch geldpolitisch motivierte Devisenkäufe der Nationalbank entstand. Im realen Wirtschaftskreislauf ist dieses Buchgeld nie angekommen, was die Statistik durch die Übererfüllung der Mindestreservepflicht für Kreditausleihungen des Bankensystems um 2800 Prozent widerspiegelt.

Per Ende Juli 2015 beliefen sich die Giroguthaben des Bankensystems auf 416 Milliarden Franken. Die Reduktion dieses überschüssigen - mehr noch geldsystemwidrigen - Buchgeldbestandes um 250 Milliarden ist durch einen von Nationalbank, Bundesrat und Parlament gestützten dringlichen Bundesbeschluss machbar.

Der volkswirtschaftlichen Funktion des Bankensystems  entstehen dadurch keine gröberen Probleme. Im Gegenteil. Der Aktiventransfer Nationalbank-Staatsfonds ist ein klassisches Win-Win-Geschäft. Die Nationalbankbilanz bekommt den vollen geld- und währungspolitischen Spielraum zurück und der Wirtschaftsraum Schweiz bekommt einen Staatsfonds.

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