Als der Vorarlberger Landeshauptmann unlängst die im Ausland erfolgreichen Landsleute zum Network-Treffen an den Bodensee rief, kam auch der Schweizer Pensionist Gerhard Schwarz. Schwarz, der das heimatliche Hard vor vielen Jahren zum Studium an der helvetischen Kaderschmitte in St. Gallen verliess, avancierte später bei NZZ und Avenir Suisse zum neoliberalen Totengräber der einstigen korporativistischen Schweiz AG.
In seiner NZZ-Kolumne vom letzten Samstag hat sich Schwarz in einer Art und Weise zum Sonderfall Schweiz bekannt, der wohl auch die Zustimmung von Christoph Blocher, Roger Köppel und der SVP finden dürfte.
Demnach wird die Schweiz wird nicht durch eine gemeinsame Kultur, Sprache und Religion zusammengehalten, sondern durch vier auf das Land zugeschnittene, kaum kopierbare politische Institutionen: "Es sind dies die direkte Demokratie, die Vielfalt ermöglicht; das Milizprinzip, das die Berufspolitik verhindert; der Nonzentralismus, der Unterschiede zulässt; und die Konkordanz, die den Kompromiss lebt."
"Über all dem", so Schwarz weiter, "thront das genossenschaftliche Staatsverständnis, das in der Schweiz die Aussage «Der Staat, das sind wir alle» nicht zur Hypokrisie werden lässt. Dank ihm hält die Schweiz Äquidistanz zum Respekt ihrer Nachbarländer vor dem Obrigkeitsstaat und zur Radikalkritik am Staat der amerikanischen Libertären."
Gemäss Schwarz halten die erwähnten vier Institutionen, ergänzt noch durch das genossenschaftliche Staatsverständnis "die vielfach fragmentierte Willensnation Schweiz, voller Gegensätze zwischen Jung und Alt, Arm und Reich, Zugewanderten und hier Geborenen, Stadt und Land sowie zwischen Regionen, Religionen, Sprachen und Kulturen, zusammen."
Kein Wunder, gilt der einstige NZZ-Wirtschaftschef heute bei seinen Nachfolgern nicht mehr als Neoliberaler, sondern als Ordoliberaler - was allerdings nur für die an den ideologischen Besonderheiten des Bindestrich-Liberalismus interessierten von Bedeutung ist. NZZ-Chefredaktor Eric Gujer schrieb einmal (sinngemäss) Neoliberal, Ordoliberal, scheissegal.
Gleichzeitig zu Schwarzens Schweizer Sonderfall-Bekenntnis, kassierte UBS-Chef Sergio Ermotti am letzten Samstag viel Kritik für seine Aussage, die ausländischen Mehrheitsaktionäre könnten die UBS-Zentrale in ein anderes Land verlegen. Er selber würde diese gerne in der Heimat belassen, aber „nichts ist zu 100 Prozent sicher“.
Statt den ausländischen UBS-Mehrheitsaktionären mit: Nur über meine Leiche zu antworten, wie es jeder Patriot verlangt, der einen Schuss Pulver wert ist, oder mit: Euch brauchen wir gar nicht mehr, wir haben jetzt Google, wie ein anständiger Neoliberaler, ist der smarte Tessiner vor den Ausländern sang und klanglos eingeknickt.
Wer ist der bessere Schweizer, Ermotti oder Schwarz? das ist hier die Frage.
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