Seit der Finanzkrise vor zehn Jahren wachsen die Devisenreserven der Nationalbank (SNB). Und beziffern sich mittlerweilen auf umgerechnet 761 Milliarden Franken, oder ungefähr 95 Prozent aller Aktivposten in der SNB-Bilanz.
Zum Vergleich: Die Devisenreserven der EZB belaufen sich auf umgerechnet ungefähr 42 Milliarden Euro oder ungefähr 12 Prozent der bilanzierten Aktiven.
Wie hoch die Devisenreserven einer Zentralbank sein sollen, ist für jede einzelne Institution gesondert zu beantworten. Als Faustregel gilt die Guidotti-Greenspan-Regel die besagt, dass die Reserven eines Landes gleich der unterjährigen Auslandsverschuldung sein sollten, um einem schockartigen Abzug von kurzfristigem ausländischen Kapital jederzeit widerstehen zu können. Nach dieser Regel bräuchte die SNB nur wenig Devisenreserven, weil der Finanzplatz Schweiz bislang noch keine solche Situation erlebte. Ganz im Gegenteil, seit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 führten die Krisen und Kriege der letzten 150 Jahre unter dem Strich zu einem Kapitalzufluss in die Schweiz.
Auch im Vergleich zu den Dimensionen der Realökonomie des Wirtschaftsraumes Schweiz sprengen die 761 Millarden Devisenreserven sämtliche Relationen. Sie liegen 111 Milliarden höher als das Bruttoinlandprodukt 2016 von 650 Milliarden Franken, und fast gleich hoch wie das investierte Gesamtvermögen aller Schweizer Pensionskassen.
Zugegeben, diese makroökonomischen Missverhältnisse sind alle bekannt, laut SNB-Direktorium kein Problem und werden, wohl darum, in Politik und Medien kaum je thematisiert. Einzig von Alt-SNB-Chefökonom Kurt Schiltknecht kassierte die SNB bislang gröbere Schelte wegen der aufgeblähten Bilanz. Wenn die SNB ihre Bilanzsumme nicht unverzüglich herunterfahre, so Schildknecht in der NZZ vom 7.10.17, werde die Geldpolitik "nicht in der Lage sein, der nächsten Krise die Stirn zu bieten".
Wo Schiltknecht recht hat, da hat er recht, die überschüssigen Devisenreserven rauben der Geldpolitik den Spielraum in einer zukünftigen Krise und müssen raschmöglichst aus der SNB-Bilanz verschwinden.
Die Frage, wie die dringend nötige Bilanzschrumpfung der SNB vorgenommen werden soll ist kein geldpolitisches, sondern eine strukturpolitisches Problem, das von Nationalbank, Bundesrat, Parlament und schliesslich den Stimmberechtigten gelöst werden muss.
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