Donnerstag, 11. August 2022

Franzosen retten Credit Suisse

Gestern meldete die US-Investmentgesellschaft Harris Associates der US-Börsenaufsicht SEC, sie habe ihre Beteiligung an Credit Suisse von 5 Prozent auf 10,1 Prozent verdoppelt. Einen Grund für dafür gab Harris nicht an. 

Harris gehört der Investmentbank Natixis, einer Tochter der französischen BPCE-Gruppe. BPCE heisst der Zusammenschluss  der französischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die zweitgrösst Bankengruppe Frankreichs.

Damit avancierte die finanzstrategisch von Paris aus gesteuerte Harris zum weitaus grössten CS-Aktionär, nach der Qatar Investment Authority und Blackrock, die der waidwunden zweitgrössten Bank der Schweiz mit je knapp über 5 Prozent Aktienanteil ebenfalls die Stange halten.

Finanziell hat war das Harris-Engagement bei CS ein Desaster. 2013 beim Kurs von rund 22 Franken eingestiegen, notiert die Aktie in den vergangenen Tagen fast 80 Prozent tiefer bei plus-minus 5 Franken.

Warum verdoppelt Harris sein Investment in die CS? Sind die BPCE-Bosse in Paris denn keine profitgierigen Finanzkapitalisten?

Ich meine, das Motiv ist in den wirtschaftlichen Landesinteressen Frankreichs der kommenden neuen Geofinanz zu suchen. 

Die BPCE will eine grosse Bank im Franken-Währungsraum kontrollieren. 

Der globalisierte CS-Wertschriftenhandel, früher Goldesel, heute Verlustloch, interessiert Paris dabei nicht ⏤ verkaufen. Die zweitgrösste Bank der Schweiz hingegen schon.

Geofinanz, wie gesagt. In der nächsen Eurokrise wird Schuldnerland Frankreich die Rolle des chef de file des gigantisch verschuldeten Club Med Spanien, Italien, Griechenland den Frankenraum spielen.

Während sich Gläubigerland Deutschland als Anführer des Nordblocks, Niederlande, Österreich, Luxemburg u.a. anbietet.

In diesen Auseinandersetzungen im Eurosystem bekommt der Spielraum der nationalen Euroland-Bankensystme in der Hartwährung Franken neue finanzstrategische Bedeutung. Sowohl bei der Vertretung von Kundeninteressen als auch von nationalen Wirtschaftsinteressen.

Als Zusammenschluss der französischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken  mit einem Anteil am gesamten Zahlungsverkehr von 20 Prozent vertritt die BPCE gemäss ihrem strategischen Plan 2021-2024 nicht nur Kundeninteressen, sondern auch die nationalen Wirtschaftsinteressen Frankreichs. Da passt die CS wie gesagt rein.

Der Kreis hat sich geschlossen.

1856 lancierte Alfred Escher die «Schweizerische Kreditanstalt» nach dem Vorbild der Pariser «Crédit Mobilier» und liess den Hauptsitz der Bank am Zürcher Paradeplatz in französischem Stile bauen. Jetzt  kehren die Franzosen zurück.

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