Mittwoch, 24. September 2025

Kartelle statt Märkte, Milliardärskumpanei statt Wettbewerb: Der Trump'sche Neokorporatismus marschiert

Freie Märkte sind das Fundament der neoliberalen Wirtschaftstheorie, die das Wirtschaftsleben im Anglo-amerikanisch dominierten Westblock bislang inspirierte.

Doch die rasch wachsende US-amerikanische KI- und Chipsindustrie strukturiert sich zunehmend als ein einziges gigantisches Kartell, geführt von jenen Milliardären, die vor 9 Monaten bei der Amtseinsetzung mit US-Präsident Donald Trump feierten.

Nvidia saniert Intel und beteiligt sich daran, OpenAI und Oracle rücken zusammen und bauen gemeinsam mit Nvidia und Intel Chips bestückte Datenzentren. Ongonig story.

Eine wirtschaftshistorische Analogie zu diesem Prozess ist die Entstehung des deutschen IG-Farbenkonzerns vor hundert Jahren. Dieser wurde 1925 gegründet, nachdem die Chefs der damals weltweit führenden deutschen Chemiezonzerne BASF, Bayer, Höchst und einige kleinere Firmen zum Schluss kamen, ihre teilweise konkurrenzlosen, patentgeschützten Produktinnovationen seien am profitabelsten gemeinsam zu verkaufen. 

Anders als der nach seiner Niederlage im Ersten Weltkrieg stark geschwächte deutsche Staat bei IG-Farben, beteiligt sich heute das US-Finanzministerium kapitalmässig an Intel, und durch Regulation faktisch auch an Nvidia.

Die Perspektive einer kartellierten Public-Private-Partnership in der US-KI-Industrie passt perfekt zur Privatisierung der neuen Digitalgeldsorte US$-Stablecoins, welche die USA kürzlich per Gesetz festgeschrieben haben.

Dieses Gesetz ermöglicht es der Trump-Familie, sowie Lutnick, Bessent, Sacks und anderen hohe Exponenten seiner Administration, neben den Finanzumilliardären legal auf eigene Rechnung im neuen Geschäftsbereich Privates Digitalgeld zu  investieren.

Man kann es nicht anders sagen, der Trump'sche Neokorporatismus marschiert.

Unter dem Banner Make America Great Again arbeitet die Trump-Administration an einer Interessengemeinschaft mit den KI- und Digitgalgeld-Milliardären. An einem neuen US-amerikanischen Wirtschaftssystem, dessen Name erst noch gefunden werden muss.

Gestoppt werden kann diese Entwicklung nach heutiger Wahrscheinlichkeit nicht.

Die Anglo-amerikanische Globalisierung neoliberaler Prägung, die Weltwirtschaft, Weltfinanz und Welthandel seit 1990 prägt, ist Geschichte geworden.


Sonntag, 21. September 2025

Braucht die Schweiz CHF-Stablecoins, und wenn ja, wer soll die Token emittieren?

CHF-Stablecoins sind von privaten Emittenten geschaffene digitale Darstellungen (Englisch Token) des Frankens, deren Transaktionen auf einer Blockchain dokumentiert werden.

Solche private Digitalgeld-Token können auf programmierbaren Plattformen zur direkten, sofortigen Bezahlung verwendet werden, ohne dass ein Bankkonto benötigt wird.

Stable (Deutsch stabil) heissen sie, weil ein Emittent von Stablecoins für jeden ausgegebenen Token einen Franken in Wertpapieren hinterlegen muss.

Aktuell sind vier CHF-Stablecoins erkennbar.

DCHF von Sygnum Bank, Zürich. XCHF von Bitcoin Suisse, Zug. VCHF von VNX Commodities, Vaduz. Und CCHF von Centi, Zürich.

Alles kleine Fische mit begrenzter Liquidität und beschränktem Bekanntschaftgsgrad. FINMA-reguliert und sicher gedeckt sind nur die DCHF von der führenden Schweizer Krypto-Bank Sygnum.

Doch das Potential dieser Token ist enorm, von der Abwicklung des Börsenhandels bis zum nationalen und grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr.

Der Wertübertrag von Sender zum Empfänger erfolgt auf der App des Stablecoin-Emittenten in Echtzeit ohne Transaktionskosten. 

Wenn das funktioniert werden sowohl die Banken auf ihren Kontokorrentkonti, als auch Kartenherausgeber wie Visa und Mastercard den Grossteil ihres heutigen Zahlungsverkehrs verlieren, neue Player werden sie in diesem Business ersetzen.

Bevor es soweit ist, müssen allerdings zuerst die gesetzlichen Grundlagen für CHF-Stablecoins geschaffen werden. Und es müssen solide Emittenten vorhandensein, die genügend Token schaffen, damit die nötige Liquidität garantiert ist. Was heute alles noch nicht vorhanden ist.

SNB plant keine CHF-Stablecoins

Die SNB positioniert sich, anders als viele andere Zentralbanken wie die PBoC oder die EZB deutlich gegen die Herausgabe eines SNB-CHF-Stablecoins.

Das Direktorium will das Schweizer Finanzsystem anders tokenisieren. Angestrebt wird ein System im Stile der Ausführungen von  Hyung Song Shin, dem volkswirtschaftlichen Berater und Leiter der BIZ-Währungs- und Wirtschaftsabteilung im Jahresbericht 2025 der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).

Als Basis des Weltwährungs- und Finanzsystems der nächsten Generation empfiehlt Song Shin dort einen tokenisierten Unified Ledger auf Basis von Blockchaintechnologie.

Die Tokenisierung von Einlagen und Zentralbankgeld bedeutet, dass sowohl das primäre Zahlungsmittel als auch die Abrechnung auf Grundlage von Zentralbankgeld nahtlos auf derselben programmierbaren Plattform integriert werden können. Die Tokenisierung hat das Potenzial, die Wertpapiermärkte zu transformieren, und ihre Anwendung im Korrespondenzbankengeschäft ist besonders vielversprechend.

Ein einheitliches Journal-Hauptbuch aller Transaktionen in der kommenden "Trilogie" aus tokenisierten Zentralbankreserventokenisiertem Geschäftsbankengeld und tokenisierten Staatsanleihen. Damit bleiben laut Shin die Kernelemente eines staatlichen (Papiergeld)Währungssystems erhalten, das auf dem Vertrauen in das Zentralbankgeld basiert.

Privat emittierte Stablecoins spielen in diesem Modell eine untergeordnete Rolle m Rande, auch wenn sie staatlich reguliert sind.

Untergeordnet, weil diese Token laut Shin die drei unabdingbaren Erfordernisse an ein Zahlungsmittel nur unzureichend erfüllt: nämlich Homogenität, Elastizität und Integrität.

Homogen sind Stablecoins nicht, weil die verschiedenen Emittenten unterschiedlich vertrauenserweckend sind. Will heissen, jemand akzeptiert DCHF-Token von Sygnum Banklehnt jedoch XCHF-Token von Bitcoin Suisse ab, weil er denen nicht traut und das Risiko als zu hoch einschätzt, seine Tokens zu verlieren, falls diese Emittentin hoppsgeht.

Elastisch sind sie nicht, weil nicht gesichert ist, dass, ein Token immobilisiert ist, und damit nicht mehr fristgerecht transferiert werden kann.

Und integer sind sie laut Song Shin nicht, weil Finanzkriminelle mit Stablecoins neue Möglichkeiten für Betrügereien bekommen.

Zu Token von anderen Emittenten äusserte sich die SNB bislang nicht. 

Der harte Franken

Der Franken ist seit hundert Jahren eine wenn auch kleine, so doch anerkannte Hartwährung im globalen Devisengeschäft. Sie erfüllt, wenn auch in geringem Mass, die Rolle eines Zahlungsmittels in globalen Transaktionen, welche die Schweiz nicht berühren.

Die breit definierte Geldmenge M3 ist 2024 infolge der langjährigen lockeren SNB-Geldpolitik auf 1.2 Billionen Franken  (BSP  ca. 0.9 Billionen) angewachsen,  mit anderen Worten ist genügend Buchgeld  als Anker für Stablecoin-Token vorhanden.

Der globale Wirtschaftskrieg hat den Bedarf an Zahlungsmitteln mit reduziertem Konfiskationsrisiko durch den Feind während der Transaktion wachsen lassen. Sollte die Schweiz ihre Neutralität wiederbeleben können, können CHF-Stablecoins zum gesuchten, sicheren Zahlungsmittel im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr werden 

Damit flösse nicht nur eine  Verdienstquelle für hiesige Finanzdienstleister, das hätte auch eine dissusasive Wirkung, falls der Wirtschaftskrieg in einen Waffengang mutieren sollte. Denn Verlust der Souveränität der Schweiz müsste die CHF-Stableconis entwerten.