Donnerstag, 23. Mai 2013

Der Franken im kommenden Kalten Frieden zwischen China und den USA

Die Weltwährungsordnung ist im Umbruch. Die Bedeutung des Dollars schwindet, der Euro kämpft um die Existenz, während der internationale Gebrauch von Rubel, Renminbi und eines ganzen Bündels weiterer Währungen steigt.

Für diesen Umbruch, der seinen "point of no return" durchschritten hat, sind zwei Faktoren auszumachen. Zum einen die nach wie vor ungelöste Krise des anglo-amerikanischen, neoliberalen Finanzkapitalismus.

Und zum anderen das wachsende Misstrauen zwischen der Hypermacht USA und alten Freunden wie etwa Pakistan oder die Schweiz. Sowie, wichtiger noch, Misstrauen zwischen den aufsteigenden neuen Grossmächten wie China, Russland oder Brasilien, deren Verhältnis zur USA neuerdings als Kalter Frieden bezeichnet wird.

Die Krise des Finanzkapitalismus und das perspektivenlose Krisenmanagement durch die andauernde ultraexpansive Geldpolitik der Zentralbanken, hat die vor 2008 existierenden globalisierten Finanzmärkte mittlerweilen bis zur Unkenntlichkeit verändert. Die etwa drei Dutzend systemrelevanten Grossbanken des anglo-amerikanisch dominierten globalen Finanzsystems, darunter UBS und CS, sind heute de facto nationalisiert. Im dem Sinne, dass viele dieser Institutionen ohne die helfende Hand des Staates und der Zentralbanken insolvent wären, und das System einbrechen müsste.

Der Kalte Frieden, sowie die überall wachsende Bedeutung der nationalen Wirtschaftspolitik (Arbeitsplätze), lassen zusätzlich das Vertrauen erodieren, ohne das ein internationales Währungssystem nicht existieren kann. China beispielsweise, will seine Binnenmärkte stärken und verfolgt gleichzeitig eine ganz andere Nahost-Politik als die USA. Was dazu führt, dass der nationalwirtschaftlich erwünschte Import von iranischem Öl nach China im Warentausch, oder mit Renminbi, Euro und Franken bezahlt werden muss.

Heute zirkuliert über drei mal mehr Franken-Zentralbankengeld als 2008. Dies als Folge der Verteidigung der Kursuntergrenze von 1 Franken 20 zum Euro seit September 2011. Gleich der Kauf von Staatsobligationen durch neugeschafftes Papiergeld der Zentralbanken (Englisch quantitative easing) anderer Staaten, fusst auch die Kursuntergrenze technisch auf neuem Computergeld der Nationalbank.

Die erfolgreiche Verteidigung der Kursuntergrenze bescherte dem Schweizer Finanzsystem neben der verdreifachten Zentralbankgeldmeng noch eine zweites, volkswirtschaftlich relevantes Faktum. Sie machte die Banken reicher. Die zwecks Eurokauf neugeschöpften Computergelfranken, liegen heute auf den Konti der etwa 320 Girobanken, die mit der Nationalbank im Verkehr stehen. Bei denen hat sie nämlich die Euros gekauft.

Das Schweizer Girobankensystem umfasst sowohl Schweizer Banken und Versicherungen als auch Auslandsbanken. Das ist eine internationale Kuriosität, anderswo dürfen nur inländische Banken, oder eine Auswahl davon wie in den USA, direkt mit ihrer Zentralbank verkehren. Die Annahme, dass UBS und CS am meisten von deren Eurokäufen profitiert haben, dürfte trotzdem nicht fehlgehen. Obwohl die Nationalbank mittlerweilen eine grosse Inhaus-Devisenhandelsagentur mit Büro in Singapore betreibt.

Stellt sich die Frage, was mit den über 300 Milliarden Neugeld auf den Girokonti der privaten in- und ausländischen Banken und Versicherungsgesellschaften geschehen soll - Diesem aus nationalem Wirtschaftsinteresse unerwünschten Windfall-Profit in- und ausländischer Banken und Versicherungen.

Wenn Bundesrat und Nationalbank Direktorium nicht rasch dafür sorgen, dass der unerwünschte Windfall-Profit wirksam abgeschöpft wird, lachen sich die Aktionäre dieser Institute ins Fäustchen. Sie können eine fette Vertrauensprämie für die seit 1848 stabile Frankenwährung kassieren. Gut für einige US-amerikanische Hedgefonds, oder auch Oligarchen, wie den Emir von Katar, die Familie Yew aus Singapore, die Familie Olayan aus Saudi Arabien und die Dankners aus Israel.

Eine andere Variante im Interesse des Wirtschaftsstandortes Schweiz, wäre ein umfassender Umbau des Banken- und Finanzsystems zur Stärkung der internationalen Position des Frankens als Weltreserve- und Welthandels (Nischen)Währung. Auch als Neustart des Finanzplatz Schweiz jenseits von Geldwäscherei und Steuerhinterziehung.

Dazu sind zwei Dinge nötig. Zum einen ein Trennbankensystem, das die Realwirtschaft bestmöglichst von den Risiken der Wertschriftenspekulation schützt.

Und zum anderen eine Neuerfindung der Schweizer Neutralität für den kommenden Kalten Frieden. Nachdem die alten Freunde in Washington, Brüssel und Berlin die Schweiz verlassen haben, während Li Kequiang in Bern die Hand ausstreckt, stehen die Chancen dazu - 500 Jahre nach Marignano - nicht schlecht.

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