Donnerstag, 6. November 2014

Hütet euch am Morgarten: Prof. André Holenstein und die tendenziösen Russland/China-Berichte im Tages-Anzeiger

Nachdem vergangene Woche bereits das Hamburger Wochenblatt "Die Zeit" ein Interview mit André Holenstein publizierte, folgt der Tages-Anzeiger heute nach und bringt ebenfalls ein Gespräch mit dem Berner Geschichtsprofessor.

Der führende Schweizergeschichtler meint: "Clevere Politik bedeutet, Verflechtung und Abgrenzung auszubalancieren."

Tja - wenn Holenstein recht hat, dann widerspricht die nicht "ausbalanciert-clever",  sondern "tendenziös-anti" daherkommende Russland- und China-Berichterstattung des Tages-Anzeigers der jahrhundertelangen eidgenössischen Erfahrung.

Da ich das Blatt aus alter (schlechter?) Gewohnheit noch immer täglich lese weiss ich, wovon ich spreche. In den heutigen geopolitischen Auseinandersetzungen macht sich der Tages-Anzeiger-Auslandjournalismus zum Sprachrohr der anglo-amerikanischen Partei - Dass sich auch NZZ (explizit) und SRG (de facto) in dieser normativ-ideologischen Ecke positionieren, ist eine andere Geschichte.

Welche Partei? Trau - Schau Wem? Die China-Berichterstattung hat der Tages-Anzeiger an das Duo Kai Strittmatter und Marcel Grzanna von der Süddeutschen Zeitung (SZ) ausgelagert. Für meinen Geschmack berichten die beiden tendenziös antichinesisch. Dass SZ-Auslandchef Stefan Kornelius sich im Kreis der Atlantik Brücke bewegt, einer deutsch-amerikanischen Denkfabrik, passt ins Bild.

Okay, die SZ kann mir am Helvetiaplatz egal sein, und die deutschen Auslandjournalisten sind für Pietro Supino wohl auch billiger. Aber nur zu haben zum Preis einer Minimalisierung wirtschaftlicher Landesinteressen in den Tages-Anzeiger-Chinaberichten.

Erinnere mich jedenfalls nicht, in diesem Blatt mal etwas substanzielles zum unlängst abgeschlossenen Franken-Renminbi-Swap der Nationalbank mit der Peoples Bank of China, oder zu den Risiken und Chancen einer Zusammenarbeit des Finanzplatzes Schweiz mit der Finanzsonderwirtschaftszone Schanghai gelesen zu haben.

Zum Schluss noch eine kleine Anregung: Vielleicht berichten Kai Strittmatter oder Marcel Grzanna mal über den Hintergrund der eingeschlafenen Städtpartnerschaft Zürich-Kunming?

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