Dienstag, 8. April 2025

Der Wirtschaftskrieg, das Fluchtkapital und die Kapitalverkehrskontrollen


Wie du mir, so ich dir.

Mit dieser Parole konterte die chinesische Führung den amerikanischen Angriff an der Wirtschaftsfront.

Damit rückt die Weltwirtschaft einen Schritt näher an einen globalen Wirtschaftskrieg, der sowohl den Welthandel als auch das Weltfinanzsystem umfasst.

Dies geschieht vor dem Hintergrund zahlreicher, teils gewaltsam ausgetragener politischer Grosskonflikte: China–USA, EU–Russland, Israel–Iran, USA–EU und ganz generell der Westen gegen die BRICS-Staaten.

Nach Jahrzehnten des globalen Abbaus von Handelshemmnissen ist die geopolitisch motivierte Handelstrennung wieder zurück. Sanktionen, Boykotte, Embargos, Konfiskationen und Zölle gehören heute weltweit zum wirtschaftspolitischen Standardrepertoire vieler Staaten.

Die Grundidee der liberalen Außenhandelstheorie funktioniert zunehmend schlechter. Demnach fahren Staaten am besten, wenn sie sich auf jene Wirtschaftssektoren spezialisieren, in denen sie komparative Vorteile besitzen, und mit dem Erlös die restlichen Güter auf dem freien Weltmarkt einkaufen.

Präsident Trump, sein Finanzminister Scott Bessent und sein ökonomischer Chefberater Stephen Miran sind keine Anhänger des globalisierten Freihandels. Sie glauben nicht daran, dass ein Land sich auf die effizientesten Sektoren konzentrieren, und die übrigen Bedürfnisse einfach über den Weltmarkt decken sollte.

Die aktuelle wirtschaftspolitische Offensive der USA begann mit hohen neuen Zöllen auf Importe. Ziel der Trump-Administration: kurzfristig sprudelnde Einnahmen für den Staatshaushalt und mittelfristig eine Reindustrialisierung Amerikas. Denn wenn Importe teurer werden, so die Logik, könnte die ins Ausland verlagerte Industrieproduktion in den USA wieder wettbewerbsfähig werden.

Doch damit sich eine erfolgreiche Reindustrialisierung der USA vollzieht, braucht es mehr als nur Zölle. Unternehmer, Fachkräfte, Führungspersonal und Arbeiter müssen nicht nur in der Lage sein, qualitativ hochwertige Produkte herzustellen, auch der Dollarkurs müsste gegenüber Yuan, Euro, Yen und anderen Währungen sinken. Nur dann würden amerikanische Produkte auf dem Weltmarkt günstiger.

Die neoliberale Aussenhandelstheorie lehrt allerdings, dass höhere Importzölle über mehrere indirekte Kanäle zu einem stärkeren Dollar führen, welche die positiven Effekte der Importzölle auf die Binnenproduktion abschwächen, da US-Produkte durch die Dollaraufwertung im Export wieder teurer werden. Aus diesem Grund lehnt die überwältigende Mehrheit der akademischen Ökonomen Trumps Zollpolitik aus theoretischer Sicht ab.

Doch die Trump-Administration lässt sich davon nicht abhalten, selbst den US-Dollar, die mit Abstand wichtigste Weltwährung, als Mittel zur Durchsetzung ihrer wirtschaftspolitischen Agenda einzusetzen: „America first“ an allen Fronten.

Fluchtkapital

Ausländische Investoren in US-Dollar-Vermögenswerte sorgen sich. Ob Pensionskassen, Vermögensverwalter, Banken, Schattenbanken, Private-Equity-Fonds, Hedgefonds oder Kunden der amerikanischen Finanzriesen BlackRock, Vanguard und Fidelity, sie alle sehen bei einer Dollarschwächung ihre Anlagen in Gefahr. Denn ein schwächerer Dollar mindert den Wert der Investitionen all jener, die ihre Bücher nicht in US-Dollar führen.

Daraus folgt, je tiefer der Kurs, desto grösser der Kapitalabfluss aus dem Dollar.

Der Schweizer Franken ist seit dem Ersten Weltkrieg ein sicherer Hafen für Fluchtkapital. Und alles deutet darauf hin, dass dies auch unter dem Regime der MAGA-Handels- und Währungspolitik der Trump-Administration so bleiben wird.

Ein durch die US-Politik ausgelöster Kapitalstrom vom Dollar in den Franken ist ein Szenario, das nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Die daraus resultierende Überbewertung des Frankens wäre für die Exportwirtschaft und den Tourismus eine schwere Belastung, ganz zu schweigen von den möglichen negativen Auswirkungen auf Geldmenge und Preisstabilität.

Kapitalverkehrskontrollen

Das naheliegende Mittel gegen eine solche Dollarflut sind Kapitalverkehrskontrollen. Das heisst, Devisentransaktionen, bei denen Franken gegen Fremdwährung getauscht werden sollen, müssten ab einer bestimmten Höhe von der Nationalbank (SNB) bewilligt werden. Dies sollte für alle Fremdwährungen gelten, um zu verhindern, dass Dollars zunächst über einen Umweg (z. B. Euro) in Franken getauscht werden.

Solche Kontrollen müsste die SNB selbst, oder eine eigens dafür zu schaffende Anstalt durchführen. Dafür braucht es Reglemente, Fachpersonal und IT-Kapazitäten – und den politischen Willen.



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