Donnerstag, 16. Januar 2025

Maganomics? - Was bringt Trump 2 dem Wirtschaftsplatz Schweiz?

Make America Great Again, zu Deutsch Macht Amerika Wieder Gross, kurz MAGA, so heisst bekanntlich das politische Programm des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Maganomics heiss die dazugehörige Wirtschaftspolitik.

Wie funktioniert Maganomics? Was bringt Maganomics dem Wirtschaftsplatz Schweiz?

Zuerst und vor allem, Maganomics killt das Leitmotiv der neoliberalen Wirtschafts-theorie Mehr Markt, Weniger Staat. Maganomics ist Politische Ökonomie, POTUS kommandiert.

Im Zentrum steht nicht der Marktplatz, wo die globalisierten Konzerne ihre Gewinne erwirtschaften, sondern das politische Ziel, Amerika wieder Gross zu machen.

Mit Trump 2 übernimmt der neoliberale amerikanische Finanzkapitalismus ein zentrales Element des Staatskapitalismus chinesischer oder russischer Prägung. Dort existiert das Recht auf unternehmerische Tätigkeit und Privateigentum zwar auch, aber nur unter dem Vorbehalt, dass die kapitalistischen Gewinninteressen den von XI Jinping bzw. Vladimir Putin vertretenen, jeweiligen Landesinteressen nicht schaden. 

Abgemildert wird der MAGA-Staatskapitalismus (noch) durch seine enge Verbindung zum weltweit reichsten Unternehmer Elon Musk, während Xi und Putin ihren Wirtschaftsoligarchen die Knöpfe längst eingetan haben, etwa Jack Ma oder Michael Chordorkowsky. 

Ob das Konzept funktioniert ist offen. Falls es funktioniert, hängt seine Nachhaltigkeit davon ab, ob Trump-Vize J.D. Vance das Zeug zum Nachfolger hat, und ob die liberalen Marktwirtschaftler der schwer angeschlagenen Demokratischen Partei erfolgreiche Führungsfiguren aufbauen können.

Für die kommenden vier Jahre verfügt Maganomics über mächtige Waffen zur Durchsetzung der US-amerikanischen Wirtschaftsinteressen gegen den Rest der Welt:

  • Die Innovationskraft der US-Informations-Technologie-Konzerne in der laufenden Digitalisierung der Weltwirtschaft. Zwar schlafen auch die Chinesischen IT-Konzerne nicht, aber die Unternehmen des Westens sind heute in diesem Bereich von den USA abhängig.
  • Die systemischen Vorteile der USA aus der Funktionsweise der dollarbasierten Weltfinanz. Die Dollars, welche die US-Zentralbank auf dem Computer herstellt sind als Reservewährung überall akzeptiert, damit finanziert der US-Staat sein Defizit, die entsprechenden Schuldscheine verarbeiten die privaten US-Banken in allen denkbaren Formen von Finanzinstrumenten zum liquidesten Finanzmarkt der Welt.
  • Der Massenkonsum der US-Bevölkerung. Ausländische Unternehmen welche liefern und davon profitieren wollen, müssen zukünftig Exportsteuer bezahlen.
  • Die (Fast)Kontrolle der Energieversorgung Europas durch US-Energiekonzerne. Die EU ist auf die Lieferung von teurem US-Frackinggas sowie Öl aus dem Nahen Osten angewiesen, wo die USA alles daran tun, ihre Vormachtstellung zu behaupten.

Wie Trump diese Waffen gegen wen einsetzt ist offen. Welche Fehler dabei gemacht werden auch. Wie Gillian Tett unlängst in der Financial Times schrieb, schwirren die Ideen in Mar-A-Lago nur so herum. Der designierte Finanzminister Scott Bessent etwa, denkt an 50 jährige Dollar-Militärbonds, welche Länder als Gegenleistung für militärischem Schutz durch die USA zeichnen müssten. Oder an eine Neuauflage des sogenannten Plaza Accord von 1985, als die USA die Währungsverhältnisse Dollar-Yen-Mark-Pfund-Franc nach ihrem Gusto neu ordneten.

Ob Maganomics funktioniert, hängt auch ab von den Reaktionen Chinas, Russlands sowie der EU und der BRICS-Staaten des Südens.

Maganomics hat selbstredend auch grosse Auswirkungen auf den Wirtschaftsplatz Schweiz, sowohl gegen aussen als auch gegen innen. Aber welche? 

Globalisierte Konzerne mit Schweizer Wurzeln und grösstem Markt in den USA dürften Schwierigkeiten bekommen. Nestle, Novartis, Roche, UBS, Zurich, Swiss Re und wie sie alle heissen, werden ihre Loyalität zu Maganomics mit Taten unter Beweis stellen müssen. Sprich sie müssen ihre in den USA vertriebenen Dienste und Produkte zukünftig auch dort produzieren, während Exporte aus der Schweiz in die USA mit Zöllen belastet werden.

Die Nationalbank dürfte Schwierigkeiten mit ihrer Geldpolitik bekommen. Die zwei Massnahmen, mit denen sie die Inflation im angestrebten Zielband von 0-2 Prozent halten will, basieren auf der neoliberalen Vorstellung Der Markt entscheidet, die Maganomics meines Erachtens gemäss dem Prinzip Macht vor Markt ausser Kraft setzt.

Der wichtigste Einflussfaktor der Nationalbank auf die Wirtschaft ist die Festlegung des Zinsatzes für Kapital, den die privaten Banken bei der Nationalbank für Einlagen bekommen, bzw. bei Negativzinsen bezahlen müssen. Flankiert vom Kauf und Verkauf von Franken auf dem Devisenmarkt als nachgelagerte Massnahme zur Beeinflussung des Franken-Aussenwertes.

Die Wirksamkeit beider Massnahmen ist im kommenden Maganomics-Regime geschwächt, im äussersten Fall ganz ausser Kraft. 

Sollte die US-Regierung Pharmaprodukte aus Basel mit einer Einfuhrsteuer belasten, dann nützen die Nationalbank-Interventionen auf den Devisenmärkten zur Schwächung des Frankenkurses (Verbilligung der Pharmaprodukte) nichts mehr. 

Sollte die US-Regierung der UBS, Partners Group und den anderen in den USA tätigen hiesigen Banken-, Versicherungs- und Finanzgesellschaften gewisse Vorschriften machen, könnten sie die Wirkung des Nationalbank-Zinssatzes auf die Realwirtschaft mehr oder wenige stark abschwächen.

Meines Erachtens wird Trump-Administration nicht zögern, diese und andere Massnahmen gegen die Schweiz zu ergreifen, falls sie den Wirtschaftsplatz Schweiz auf einen ihr genehmen Kurs zwingen will.

Alles nur Spekulation? Okay, ich hör jetzt hier auf, trinke Tee und warte ab, was uns die Zukunft wirklich bringt.

Dienstag, 7. Januar 2025

Eine Dreiteilung der UBS nach geopolitischen Kriterien wäre das beste Szenario für die Schweiz

Die UBS ist für die Schweiz zu gross, nicht nur «too big to fail», sondern «too big to save».

Wenn das Bankenmonster hopps geht, kann es vom der Staat weder gerettet, noch geordnet abgewickelt werden.

Wer nach der nötigen UBS-Rettung in der Finanzkrise 2008 und dem CS-Bankrott 2023 noch glaubt, dieser Fall sei auszuschliessen ist selber schuld.

Als Global Systemically Important Bank (G-SIB) nach den Kriterien der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) funktioniert die UBS nach anderen Regeln als die restlichen Schweizer Banken.

Nämlich nach den Regeln des globaliserten, neoliberalen Finanzsystems anglo-amerikanischer Prägung.

In diesem System sitzen Bundesrat, SNB und Finma wohl in den Gremien, entscheiden tun jedoch die USA, für die Schweizer Landesinteressen kein relevanter Einflussfaktor sind. 

Angesichts des von der Administration Trump 2 angekündigten Wirtschafts, Handels- und Währungskrieges der USA gegen den Rest der Welt verstärken sich die Risiken eines UBS-Crashes für die Schweizer Volkswirtschaft.

Das Schweizer Bankensystem inklusive der SNB könnte wie gesagt die Schulden einer gegcrashten UBS nicht tragen, der Bund, also die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen müssten einspringen. Und, oder das Ausland mit der Folge von  Rezession, Arbeitslosigkeit und Verlust der fiskal- und geldpolitischen Souveränität. Wie nach der Finanzkrise 2008 in Island und Irland.

Was tun, um das Risiko eines UBS-Crashes für die Schweiz einzugrenzen?

Das Beste wäre meines Erachtens die Teilung der UBS nach geopolitischen Kriterien in die drei rechtlich und kapitalmässig völlig getrennten, im jeweiligen Land inkorporierten Einheiten UBS-Schweiz, UBS-USA und UBS-Hong Kong.

Dann wäre die UBS-Schweiz keine G-SIB mehr, das «too big to save»-Problem wäre gelöst. Die UBS-Schweiz wäre bloss noch die grösste der systemisch relevanten «too big to fail» Banken, vor ZKB, Raiffeisen und Postfinance. 

Ferner wäre die UBS-Schweiz gut aufgestellt im wahrscheinlichsten geopolitischen Szenario einer kommenden multilateralen Weltfinanz mit getrennter US-amerikanischen und Chinesischen (inkl. Russischer) digitaler Finanzinfrastruktur.

Sie hätte in beiden Infrastrukturen, wenn auch nur noch historisch verbundene Korrespondenzbanken, was die Risiken von Boykotten, Sanktionen und Beschlagnahme von Geldern im multilateralen Finanzverkehr mindern würde, ohne den Geschäftsradius auf eine Zone zu beschränken.

Sonntag, 5. Januar 2025

Digitale Zentralbanken-Renminbi befeuern die De-Dollarisierung

 

Bank of China Shanghai Branch hat erfolgreich die erste Bestellung des grenzüberschreitenden digitalen RMB-Kapitalprojektgeschäfts China-Singapur abgeschlossen

Kürzlich hat die Shanghai-Niederlassung der Bank of China unter der Leitung des Shanghaier Hauptsitzes der People's Bank of China eine Übertragung von Unternehmensdividenden nach Singapur durch digitale RMB-Überweisungen abgeschlossen und erfolgreich das erste Geschäft unter dem grenzüberschreitenden digitalen RMB-Kapital Chinas und Neuseelands abgeschlossen.

In diesem Jahr hat der Shanghaier Hauptsitz der People's Bank of China den Shanghai Pilot Application Action Plan für digitale RMB herausgegeben, um die relevante Entscheidungsfindung und den Einsatz des Partei-Zentralkomitees und des Staatsrats zur "ständigen Förderung der Forschung und Entwicklung und Anwendung des digitalen RMB" und des Geistes der Zentralen Finanzarbeitskonferenz in Shanghai gründlich umzusetzen. Die Shanghai-Niederlassung der Bank of China reagierte positiv. Unter der Anleitung und Unterstützung der Regulierungsabteilungen der beiden Orte und der Gesamtkoordination der China-Hauptsitzerierte die globalen Vorteile und umfassenden Merkmale der Gruppe voll aus und verband die Niederlassung der Bank of China in Singapur. Durch Unternehmenskontakt, Projektauswahl, Schemadesign, Implementierung und andere Verbindungen bot sie erfolgreich eine sicherere und höhere Die effektive digitale RMB-Liquidationsmethode vervollständigt die grenzüberschreitende Dividendenüberweisung.

Die Shanghai-Niederlassung der Bank of China hat die Pilotarbeit des digitalen RMB aktiv unterstützt: In Zusammenarbeit mit der Shanghai Gold Exchange hat sie die grenzüberschreitende Abrechnung von 100 Millionen Yuan an digitalen RMB für Edelmetalltransaktionen abgeschlossen und den ersten Auftrag für grenzüberschreitende digitale RMB-Zahlungen im Bereich der Finanzfaktoren auf dem Markt für Finanzfaktoren abgeschlossen; importierte Eisenerzgebühren für die Baowu-Gruppe über digitale RMB bezahlt. Verwenden Sie einen Durchbruch bei der grenzüberschreitenden digitalen RMB-Zahlung im Bereich der Rohstoffe; während der 7. Expo haben wir mit Shanghai Public Transport Card Co., Ltd. zusammengearbeitet, um eine Produkteinführungskonferenz von "Digital Intelligence Excellent Card" auf dem Expo-Veranstaltungsort abzuhalten, um die Anwendung von digitalem RMB in mehreren Szenarien weiter auszubauen.

In Zukunft wird die Shanghai-Niederlassung der Bank of China der Verantwortung einer großen staatlichen Bank nachgehen, aufrecht und innovativ sein, sich aktiv in die neue Welle der digitalen Wirtschaft integrieren, die Anwendung des digitalen RMB im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr weiter vertiefen und mehr zur Bank of China zur Vernetzung der internationalen Finanzinfrastruktur und zur Entwicklung einer Finanzmacht beitragen.
(Google Übersetzung aus dem Chinesischen)

Sonntag, 1. Dezember 2024

"President-elect" Donald Trump ruft Währungskrieg aus

Gestern spülte mir der X-Algorithmus folgenden verifizierten Tweet des designierten US-Präsidenten Donald Trump auf den Schirm:

Die Vorstellung, dass die BRICS-Staaten versuchen, sich vom Dollar abzuwenden, während wir daneben stehen und zusehen, ist VORBEI.

Wir verlangen von diesen Ländern die Zusage, dass sie weder eine neue BRICS-Währung schaffen noch eine andere Währung unterstützen, die den mächtigen US-Dollar ersetzt, sonst drohen ihnen 100 % Zölle und sie müssen damit rechnen, dass sie ihre Waren nicht mehr in die wunderbare US-Wirtschaft verkaufen können.

Sie können sich einen anderen „Trottel“ suchen! Es besteht keine Chance, dass die BRICS-Staaten den US-Dollar im internationalen Handel ersetzen, und jedes Land, das es versucht, sollte Amerika Lebewohl sagen.

Anders gesagt, hat Donald den Fehdehandschuh aufgenommen, den ihm Wladimir Wladimirowitsch kürzlich an der BRICS-Konferenz in Kasan vor die Füsse schmiss.

Mal abgesehen davon, dass Putin dort ausführte, eine BRICS-Währung sei noch in weiter ferne, aktuell gehe es darum, dass die BRICS-Länder ihren Aussenhandel nicht mehr in Dollar, sondern in einer der zwei Landeswährungen der jeweiligen Handelspartner fakturieren, ist Trumps Botschaft klar:

Währungskrieg!

Sollte der Trump'sche Währungskrieg gegen die BRICS-Staaten tatsächlich Fahrt aufnehmen, profitiert die Hartwährung Schweizer Franken, die seit fast einem Jahrhundert als Zahlungsmittel im Welthandel akzeptiert ist. 

Laut neuester Statistik der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), generierte der Franken 2022 ungefähr 5,2 Prozent des täglichen Volumens auf den globalen Devisenmärkten.

Wieviel davon rein spekulative Transaktionen sind und wieviel Welthandels-Zahlungsverkehr, kann nicht genau bestimmt werden, da Handelsstatistiken die verwendete Währung oftmals nicht erfassen. Klar jedoch ist, die Währung des Kleinstaates Schweiz ist nach den Spitzenreitern Dollar und Euro, eine der weltweit wichtigsten Währungen im internationalen Zahlungsverkehr.

Voraussetzung für die Erhaltung der Funktion des Franken als universales Zahlungsmedium im internationalen Handel ist, dass Politik, FINMA und SNB den Einsatz des Frankens für Transaktionen zwischen zwei BRICS-Ländern erlauben, bei denen Zahler, Empfänger und zahlungsauslösendes Grundgeschäft nach schweizerischem Recht legal sind. Also darauf verzichten, Trump-inspirierte Währungskrieg-Boykotte und -Sanktionen zu übernehmen.

Sollte dies geschehen, gehen hiesige Banken das Risiko ein, von der "wunderbaren US-Wirtschaft" (Trump) ausgeschlossen zu werden und Amerika Lebewohl sagen zu müssen, falls sie im internationalen Handel weiterhin Franken-Zahlungsverkehr vermitteln wollen.

Für die Grossbank UBS, die einen Ausbau ihres US-Geschäftes anstrebt, ist das besonders gefährlich.

Auf diesem Hintergrund wird die von der Grossbank bei der US-Währungsaufsicht OCC unlängst beantragte Zulassung als «National Bank», zur Vorbereitung auf den kommenden Währungskrieg. 

Der National-Bank-Status ist für die UBS ein grosser Schritt weg von seinen historischen Wurzeln in der Schweiz zu einem US-amerikanischen Finanzkonzern für US-amerikanische Kunden und solche aus mit den USA verbündeten Staaten und Vasallenstaaten. Mit angehängter Filiale für das Schweizer Binnengeschäft.

Im Zweiten Weltkrieg funktionierte die geopolitische Trennung des Finanzplatzes wie folgt: Es gab drei Grossbanken, die ausschliesslich Transaktionen im Alliierten Machtbereich vermittelten, nämlich die Schweizerische Bankgesellschaft, der Schweizerische Bankverein und die Schweizerische Kreditanstalt, die alle drei bereits vor Kriegsausbruch personell und kapitalmässig getrennte Gesellschaften an der Wall Street gegründet hatten.

Und drei andere Grossbanken, die ausschliesslich Transaktionen im Bereich der Achsenmächte und den Besetzten Gebieten vermittelten, nämlich die Eidgenössische Bank, die Basler Handelsbank und die Bank Leu, die dort ebenfalls vor dem Krieg personell und kapitalmässig getrennte Gesellschaften gründeten. Im Sommer 1945 gingen die drei letzteren in Konkurs, und wurden von den drei ersteren geschluckt. (Leu wurde später wieder verselbständigt.)



Donnerstag, 21. November 2024

Chinas Offshore-Dollar-Anleihen: Wie die USA schrittweise die Kontrolle über das dollarbasierte Weltwährungssystem verlieren

Letzte Woche emittierte das chinesische Finanzministerium (MoF) in Riad, Saudi-Arabien, erstmals eine Staatsanleihe über 2 Milliarden US-Dollar mit einem Coupon von knapp unter 2 Prozent.


Die Kanzlei Linklaters beriet das MoF bei der US-Regulation-144A- und Reg-S-konformen Strukturierung der Anleihe.


Die Anleihe, die von Fitch mit A+ bewertet wurde, war 20-fach überzeichnet.


Die Bonds sind an der NASDAQ-Börse in Dubai gelistet und konnten bisher im Sekundärmarkt mit vergleichbaren US-Staatsanleihen mithalten.


Chinesische Offshore-Dollar-Bonds sind nicht völlig neu; das MoF hat solche Titel bereits von 2017 bis 2021 in Hongkong emittiert. Allerdings markiert die neue Serie, die mit Zustimmung von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) in Riad begeben und in Dubai gehandelt wird, eine neue Dimension

Wie geht es weiter?

Sollten das MoF, Saudi-Arabien und die VAE ein größeres Offshore-Dollar-Bond-Programm planen, hätte das zwei positive Auswirkungen für China und weniger vorteilhafte für die USA.

Erstens würden die enormen chinesischen Dollar-Guthaben aus Exporten in die USA durch die Dollar-Schulden gegenüber den Käufern der chinesischen Offshore-Dollar-Anleihen neutralisiert, was die Abhängigkeit Chinas von der US-Währungspolitik reduzieren würde. 

Zweitens könnten sich BRICS-Staaten und Länder des Südens Dollar zu deutlich besseren Konditionen beschaffen als von den USA, anderen westlichen Staaten oder der Weltbank. Saudi-Arabien und die Golfstaaten erhielten eine Alternative zu Investitionen in US-amerikanische Staatsanleihen, was der chinesischen Aussenwirtschaftspolitik und Projekten der Neuen Seidenstraße zugutekäme.


Im Bezug auf die Rückzahlung könnte China sich beispielsweise mit Pakistan darauf einigen, dass die, sagen wir, 14 Milliarden Offshore-Dollar-Bonds nicht in Dollar, sondern in einer anderen Währung zurückgezahlt werden.


Bezüglich möglicher Sanktionen wären US-Maßnahmen gegen Offshore-Bond-Inhaber kontraproduktiv, da die globale Akzeptanz des Dollars darunter leiden, und seine Rolle als weltweite Reservewährung schwächen würde


Es würde ein von China kontrollierter Teil des dollarbasierten Weltwährungssystems entstehen, in dem die USA die Dollars emittieren, während China kontrolliert, wohin diese investiert werden


Zugegeben, so weit ist es noch nicht, aber die China-Offshore-Dollar-Anleihe aus Riad ist durchaus ein deutliches Signal.

Samstag, 2. November 2024

BIZ-Chef Augustin Carstens: Zentralbanken-Kooperation selektiv

Manchmal geht es schnell, zwei Tage nach meinem Blogpost vom 29.10.24 zum Projekt mBridge, stoppte BIZ-Präsident Augustin Carstens die Beteiligung des BIZ Innovation Hubs an diesen gemeinsamen Projekt mit der Hongkong Monetary Authority (HKMA), Bank of Thailand (BOT), der People’s Bank of China (PBOC) und der Central Bank of the United Arab Emirates (CBUAE).

mBridgekurz für Multiple CBDC Bridge, zielt darauf, digitale Währungen (Central Bank Digital Currencies, CBDCs) durch Nutzung von Distributed-Ledger-Technologie (DLT) sichere, nachvollziehbare und unveränderliche Transaktionsaufzeichnungen für grenzüberschreitende Zahlungen zu ermöglichen.

Die Initiative dazu ergriffen 2019 HKMA und BOT, später stiessen PBOC, CBUAE und der BIS Innovation Hub zum Projekt.

Fünf Jahre später sind die Erkenntnisse dieses Projektes der internationalen Zentralbankenkooperation im Rahmen der BIZ wegweisend für die zukünftige Gestaltung des internationalen Zahlungsverkehrs.,

Die mittlerweile operative Plattform mBridge nutzt technologische Innovationen zur Verbesserung von Effizienz, Sicherheit und Inklusivität des globalen Finanzsystems und verbindet auf dieser Basis verschiedene nationale Central Bank Digital Currencies (CBDCs).

Chinesische Institutionen und Technologieunternehmen sind wesentlich an der Entwicklung der interoperablen Plattform für CBDSs beteiligt, genaue Informationen dazu gibt es nicht.


Warum stoppt jetzt der Gralshüter der internationalen Zentralbanken-Kooperation Carstens die Teilnahme seines Innovation Hubs an dessen vielleicht erfolgreichste Projekt?

Die Antwort auf diese Frage scheint klar, der Mexikaner stoppte ein Projekt, das den Interessen der beiden BIZ-Schwergewichte US Federal Reserve System und Europäische Zentralbank gar nicht passt, weil die Innovation deren Möglichkeit mindert, sich in der eigenen Währung zu verschulden.

 mBridge ist ein weiterer grosser Schritt zur De-Dollarisierung und De-Euroisierung des Welthandels. Auf dieser Digitalplattform kann beispielsweise China seine enormen Öl- und Gasimporte aus den Emiraten mit Renminbi-CBDCs oder Dirham CBDC bezahlen, während die Emiratis umgekehrt ihre chinesischen Elektroautos und sonstigen Importe mit Dirham-CBDCs oder Renminbi-CBDCs begleichen können. 

Solange gegenseitiges Vertrauen besteht, werden nationale Währungen transnational interoperabel.

So wie die Dinge heute liegen scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bevor steigende CBDC-Transaktionen im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr den Anteil der heute (noch) hegemonialen Dollar- und Euro-Transaktionen substanziell vermindern. 

Hierzulande hat die SNB die Schaffung von Franken-CBDCs ebenfalls vorangetrieben. Sie testete grenzüberschreitender Franken-CBDC-Zahlungen auf Basis der DLT-Technologie in mehreren Experimenten mit europäischen Zentralbanken (nicht mit der EZB), privaten Banken und der Börse SIX. Fazit: es funktioniert.

Diesen Weg sollte das SNB-Direktorium jetzt weiter gehen. Als nächster Schritt - im Sinne des politischen Mandates der SNB, Geldpolitik stets im Landesinteresse zu betreiben - empfiehlt sich die Implementation von Franken-CBDCs auf der Transaktionsplattform mBridge

Dienstag, 29. Oktober 2024

BIZ-Projekt mBridge: Die Finanzdigitalisierung stösst an ihre politischen Grenzen

Gestern verbreitete der kanadische Finanznachrichtendienst BNN Bloomberg eine Story, wonach die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ in Basel sich intern überlege, das BIZ-Projekt mBridge zu stoppen.

mBridge soll durch direkte digitale Verbindungen zwischen den Zentralbanken weltweite Finanzüberweisungen in Lokalwährungen ausserhalb des derzeitigen dollarbasierten Systems der Korrespondenzbanken ermöglichen.

Die Software von mBridge haben die Zentralbanken Chinas, Thailands, Hongkongs und der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) im Rahmen des BIZ Innovation Hub entwickelt. Die chinesische Hardware hat das Stadium des „Minimum Viable Product“ für konkrete Tests erreicht.

Im Januar dieses Jahres sendete die Zentralbank der VAE eine erste grenzüberschreitende Zahlung von „digitalen Dirham“ im Wert von 50 Mio. Dirham (13,6 Mio. USD) über mBridge nach China. 

Im Juni lud die BIZ private Kreditgeber und andere Geldinstitute ein, auf mBridge Test-Transaktionen durchzuführen. 

Für Akteure aus Thailand, Hongkong und den VAE gibt es keine bessere Methode zur Umgehung der US-Finanzsanktionen, als die BIZ Innovation Hub gesponsorte Digitalplattform mBridge.

Kein Wunder, empfahl der russische Präsident Putin vergangene Woche auf dem BRICS-Gipfel in Kasan den BRICS-Zentralbanken die Schaffung einer BRICS-Brücke auf Basis der mBridge Technologie. 

Während BIZ-Generaldirektor Agustin Carstens bei der Group of 30 drüben in Washington laut BNN Bloomberg gleichzeitig betonte, dass „wir (BIZ) kein Projekt für die BRICS direkt unterstützen können, weil wir nicht mit Ländern zusammenarbeiten können, die Sanktionen unterliegen.“

Soll die BIZ im Zweiten Kalten Krieg weiterhin eine neutrale Plattform für die weltweite Zentralbanken-Kooperation bleiben, oder folgt die älteste internationale Finanzinstitution der Welt dem Rat ihres aktuellen Generaldirektors, und stärkt damit das immer weiter ausgreifende Finanzsanktions-Regime des Westblocks?

Das ist eine wichtige Frage die auch das Direktorium des BIZ-Gründungsmitgliedes SNB beantworten muss.
 
PS: Während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten Banker der Alliierten und der Achsenmächte, abgeordnet von der Bank of England, der Deutschen Reichsbank, der Banca d'Italia und der Bank of Japan, unter einem amerikanischen Geschäftsführer im gleichen Haus in Basel. Nach dem amerikanischen Kriegseintritt im Dezember 1941 konnte die BIZ mit dem nun nicht mehr neutralen US-Amerikaner an der Spitze nur überleben, weil sich SNB-Präsident Ernst Weber widerwillig bereit erklärte, als immer noch neutraler Schweizer die Präsidentschaft zu übernehmen.