Donnerstag, 26. Juni 2025

Die Schweiz braucht einen Importzoll auf Geld

Krise und Krieg herrscht auf der Welt, überall wo man hinschaut.

Die historische Funktion der Hartwährung Schweizer Frankens als sicherer Hafen für Geld für Weichwährungen aus der Epoche des Kalten Krieges bis 1990 und der nachfolgenden US-amerikanischen Hegemonie ist zurück.

Das Englische Pfund galt gemäss der in Bretton Woods 1944 festgelegten festen Relation etwa 17 Franken, heute, nach in mehr oder weniger dramatischen Stufen der Abwertung, gilt ein Pfund noch 1 Franken 09.

Der Dollar galt gemäss Fixkurs im Bretton-Woods-System bis zum Ende des Fixkurssystems 1973 etwa 4 Franken 25 Rappen. Dann pendelte er bis Ende der 1980er Jahre um 2.50, von den 1990er Jahre bis zu Finanzkrise 2008 um 1.20, heute gilt ein Dollar etwa 82 Rappen.

Der Wert des Euro schrumpfte seit seiner Einführung im Januar 1999 von 1 Franken 47 auf 94 Rappen.

Soviel zur Vergangenheit.

Mittlerweilen hat der globalisierte, anglo-amerikanische Finanzkapitalismus neoliberaler Prägung seine einstige Hegemonie verloren, eine neue Weltordnung entsteht.

Was genau kommt, und wie gross die Geburtsschmerzen sein werden steht in den Sternen.

Sicher ist hingegen, dass die Funktion des Frankens als sicherer Hafen in der Übergangszeit weiterhin wirkt.

Der Schweizer Franken gehört seit Jahren stabil zu den 6 meistgehandelten Währungen weltweit.

Laut den aktuellsten BIZ-Daten (Triennial Survey vom April 2022) war der Franken an 6.4 Prozent aller Devisentransaktionen beteiligt. Davon gut 4 Prozent USD/CHF-Paare am Spot–Markt. (Im Herbst publiziert die BIZ neuen Daten für April 2025.)

Dollar, Euro und Pfund sind heute Weichwährungen, institutionelle Anleger, Staatsfonds, Banken, und Milliardäre aus diesen Währungsräumen brauchen die Hartwährung Franken für finanzielle Operationen zum Schutz ihrer Buchgeldbestände.

Keine Rolle spielen dabei die wirtschaftlichen Landesinteressen der Schweiz, oder anders formuliert die Erfordernisse der Schweizer Realwirtschaft, welche unter den Bedingungen der Klimakrise Arbeitsplätze, Wohnraum, einen Teil der Nahrungsmittel und Lebensqualität für alle produziert. 

Meines Erachtens bringen finanztechnisch motivierte, grosse, nur kurz-bis mittelfristige Geldimporte in den Frankenraum dem Kleinstaat Schweiz volkswirtschaftliche Schäden. 

Deshalb brauch die Schweiz einen Importzoll auf Geld!

Montag, 9. Juni 2025

Hoppla - Insideparadeplatz pumpt memecoin $VLAD

Vor kurzem publizierte Lukas Hässig auf seinem viergelesenen Online Newsletter insideparadeplatz zwei Beiträge des anonymen influencers Russian Market, dem ich bereits seit einiger Zeit folge, weil er offensichtlich von Zürich aus operiert. Beiträge hier, und hier.

Wahrscheinlich ist der Anonymus ein Einheimischer, ansonsten könnte er wohl kaum Mani Matter in Original Berndeutsch zitieren.

In seinen zwei Beiträgen hypte Russian Market das nach eigenen Angaben von ihm selbst kreierte memecoin $VLAD.

Solche privatkreierte memecoins, auch shitcoins genannt, sind die digitalisierte, legalisierte und desodorierte Version des früher illegalen Schneeballsystems (Englisch Ponzi scheme) auf der Blockchain.

Wer private Kryptocoins emittiert, und es schafft, dass viele Leute kaufen, was er aus dem Nichts kreierte, wird reich. Mit der Zeit sinkt der Preis des wertlosen memecoins und die letzten im System beissen die Hunde.

Ein Beispiel dazu ist das memecoin $TRUMP.

Entwickelt wurde $TRUMP laut chatGPT von der eng mit der Trump-Familie verbundenen CIC Digital LLC und Fight Fight Fight LLC auf der Solana-Blockchain.

Lanciert am 17. Januar 2025 mit Spitzenwert pro coin kurzfristig ca. 70$, heute noch ca 2$. Max. Kapitalisierung kurz nach Lancierung über 10 Milliarden Dollar, heute noch knapp 2. Mia.

$VLAD wurde auf der Plattform pump.fun lanciert.

Diese Plattform ermöglicht die Ausgabe von privaten Kryptocoins auf Solana für jedermann und jedefrau und alle dazwischen.

Fair-launch wie es heisst, also ohne Bevorzugung des Emittenten, mit demselben Recht, die coins zu kaufen und zu verkaufen für alle.

So weit so gut.

Doch die Geschichte geht weiter.

Als neugieriger Mensch folge ich auf X auch vladcoin@runews. Der account charakterisisert sich selbst wie folgt: "Spreading love for Russia and Putin via crypto — bringing together Gen Z and young traders in a new kind of bond."

Vladcoin@runews ist eng verbunden mit einer nach eigenen Angaben gut 5000 Nasen zählenden Memecoin-Gemeinde.

Diese Leute scharen sich um die Plattform pump.fun, wo Mann und Frau und alle dazwischen memecoins auf Blockchain starten können, fair-launch, will heissen alle haben denselben Zugriff auf neugeschaffene coins.

Am 5. Juni 11.44 hiess es auf dem Telegramm-Kanal $VLAD Coin: "The major spike in vladcoin happened after the insideparadeplatz article was published - not because of retweets from Twitter influencers. They bring nothing. This Swiss newspaper  ist read by Swiss bankers and traders (Glencore, UBS, family offices, an so on) who have real money to invest.

Then vladcoin started do dip als old holders begann swapping their vlads into some nonsense. (...) but hey, a second article on insideparadeplatz is coming soon, titled vladcoin week 2: We hit 1 million and crashed - but we're aiming for 100 million this summer.

Am 5. Juni betrug der $VLAD market cap, also der Gesamtwert aller im Umlauf befindlichen Coins berechnet nach dem aktuellen Marktpreis ca. 430'000 Dollar.

Bis zum heutigen Pfingstmontag 9. Juni 12 Uhr ist er auf 311'000 Dollar gesunken.

Russian Markets, der wohl weiss wie der Hase läuft, dürfte seine vlads unterdessen abgestossen haben, und die $$$$$ zählen, die ihm die Insideparadeplatz-Pumpe aufs Konto spülte.

Ich aber frage mich, wie es Russian Market geschafft hat, insideparadeplatz vor den Karren seiner finanziellen Interessen zu spannen?

Samstag, 19. April 2025

Nationalbankdirektorium nicht an IWF/Weltbank Tagung vertreten - Gut so!

Am Ostermontag beginnt die routinemässige Frühjahrstagung vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Washington.

Eine öffentliche Teilnehmerliste veröffentlichen IWF/Weltbank nicht.

Wie Medien melden, sind auch die Mitgliedsstaaten China und Russland vertreten, Russland in reduzierter aber symbolisch bedeutender Präsenz, einen formellen Ausschluss beider Staaten gibt es (noch?) nicht.

Nicht in Washington vertreten ist laut NZZ (19.4.) das Nationalbank-Direktorium (SNB).

Die Herren Schlegel und Martin, sowie Frau Tschudin lassen sich demnach von der Stellvertretenden Direktion Rosmarie Schlup vertreten, die erst vor gut einem Jahr von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung zur SNB gestossen ist.

Meines Erachtens der richtige Entscheid.

Als Hüterin der Währungsstabilität des Frankens unter den Bedingungen des von Präsident Trump entfesselten Währungskrieges Dollar gegen Yuan, kann das SNB-Direktorium in der Kampfarena IWF/Weltbank nur verlieren.

Falls die chinesische Wie-du-mir-so-ich-dir-Politik im Handelskrieg auch im Währungskrieg gegen den Dollar greift, wird der sinkende Dollarkurs einen einen enormen Dollar-Kapitalzufluss in den Sicheren Hafen Franken auslösen.

Die zur Abwehr der Dollarschwemme nötigen Kapitalverkehrskontrollen können nicht in einer Kampfarena diskutiert werden. Das ist (vielleicht) im Rahmen der verschwiegenen Bruderschaft der Zentralbankenchefs im Rahmen der BIZ-Basel möglich - okay, einige Schwestern gibts mittlerweilen auch.

Noch ein Wörtchen zur NZZ, deren Wirtschaftsredaktor die auf Basis des SNB-Mandates wohlbegründete Abwesenheit des Direktoriums in Washington nicht nachvollziehen kann. Und zur Begründung statt währungspolitischer Analyse der konkreten Situation, einen lächerlichen Vergleich der kommenden IWF/Weltbank-Tagung mit der kommenden SNB-GV im Berner Kursaal liefert.

Das heute völlig auf Deutschland fixierte einstige Schweizer Wirtschaftsblatt - Eric Gujer kommt bei mir als Wiedergänger des germanophilen Generals Wille vom Ersten Weltkrieg rein - hat seine Berliner Redaktion derart aufgeblasen, dass die Zürcher Wirtschaftsredaktion die wirtschaftlichen Schweizer Landesinteressen nicht mehr versteht, welche die Basis des verfassungsmässigen und gesetzlichen Mandates der SNB sind.

Donnerstag, 17. April 2025

Dünne Eigenkapitaldecke, fetter OTC-Derivatebestand - UBS auf Crashkurs

Der UBS geht es nicht gut.

Sie ist ein systemisch relevanter Mitspieler in der dollardominierten Westfinanz.

Und gleichzeitig mit Abstand der grösste Player im Franken-Inlandgeschäft.

In beiden Geschäftsbereichen hat sie gröbere Strukturprobleme.

Ganz abgesehen davon, sind die beiden Bereiche der UBS aufgrund des rasch laufenden Wandels in Weltwirtschaft, Welthandel und Weltfinanz je länger je weniger kompatibel.

Probleme im globalen, dollarisierten Derivatgeschäft

Als eine von 29 G-Sifis gemäss Kriterien des BIZ-Global Stabilität Board, muss die Bank (im Prinzip) die Stabilitätskriterien der Bankregulatoren in allen bearbeiteten Jurisdiktionen erfüllen. Allen voran in ihrem Hauptmarkt USA.

Das schafft die UBS nicht mehr.

Vor zwei Tagen musste die CFDT, die Behörde welche die Derivatmärkte der USA reguliert und überwacht, der UBS vor zwei Tagen am 15. April eine Ausnahme ihrer Regeln im Derivatgeschäft gewähren.

Dies infolge der Übernahme von hochriskanten OTC-Derivaten aus dem CS-Bestand, d.h. nicht, oder nur wenig gehandelter Finanzermingeschäfte zwischen Grossbanken und Schattenbanken wie bsp. die Zuger Partners Group. 

Die CFDT musste dies tun, weil die UBS als G-Sifi to big-to-fail ist. (Bei der CS trat dieser Moment 2020 ein, als die Finma die CS-Eigenmittelanforderungen mit dem sogenannten regulatorischen Filter lockern musste.)

Probleme im Franken-Geschäft

Auch im Franken-Wirtschaftsraum ist die UBS to-big-to-fail.

Weil Bundesrätin Karin Keller-Sutter schlecht beraten ist, glaubt sie, das Risiko eines dritten Grossbankencrashs könne mit schärferen Eigenkapitalanforderungen gesenkt werden.

Wunschdenken. Die seit Beginn der 1980er Jahre eingetretene Hyperfinanzialisierung liess die Funktion des Eigenkapitals als Sicherheitspuffer völlig verpuffen.

Aus Sicht der Schweizer Landesinteressen muss der Wasserkopf UBS raschmöglichst abgelassen werden. Meines Erachtens am besten durch eine Aufspaltung in drei kapitalmässig und personell getrennte Teile, die in den Jurisdiktionen Schweiz, USA und Hongkong separat inkorporiert sind.

Die UBS im amerikanisch-chinesischen Wirtschaftskrieg

Aus geopolitischer Sicht sind alle dollarbasierten G-Sifis Auslaufmodelle. Technologisch basieren sie auf dem veralteten SWIFT-System, das technisch nicht mit der kommenden, von China aufgebauten volldigitalisierten BRICS-Finanzinfrastruktur mithalten kann. 

In der auch in der Westfinanz laufenden Volldigitaliserung, siehe pointzeroforum.com, haben die G-Sifis schlechte Karten, sie werden von den gigantischen US-IT-Konzernen verdrängt.

Besonders bedroht ist die UBS, die bei der CFTC - also einem Teil der Trump-Administration - bereits Staatshilfe in Form aufgeweichter Regeln beantragen musste.

Freitag, 11. April 2025

Alle reden vom Trump'schen Handelskrieg - der Trump'sche Währungskrieg ist für die Schweiz gefährlicher

Der gegenwärtige US-Handelskrieg schwächt auch den Dollar. Der Tiefpunkt des Dollarkurses gegenüber dem Franken lag in der vergangenen Woche bei 81 Rappen pro Dollar.

Kaufkraft bereinigt, bedeutet das eine erhebliche Überbewertung des Frankens.

Die Ursache des sinkenden Dollarkurses liegt in einem Kapitalzufluss aus dem Dollar in den Franken.

Treiber dieses Zuflusses ist Trumps America-First-Wirtschaftspolitik, welche die Schwächung des Dollarkurses anstrebt, zwecks Senkung der Exportpreise zwecks Stärkung der Exportindsustrie zwecks Reindustrialisierung des Landes.

Aus Schweizer Sicht ist die Franken-Überbewertung gegenüber dem Dollar noch gravierender als die langjährige Überbewertung des Frankens zum Euro, welche die Nationalbank durch massive Eurokäufe abfederte, um die Preise der Schweizer Exportindustrie in deren wichtigstem Markt, der EU, zu stabilisieren.

Beim Dollar geht es nicht nur um die Schwächung des überbewerteten Frankes zur Stabilisierung der Exportpreise der hiesigen Industrie im US-Markt, die aufgrund der Trump-Importzölle eh schon steigen, sondern darüberhinaus auch um schwerwiegende Auswirkungen des unterbewerteten Dollars auf dem Schweizer Finanzplatz.

Das Volumen der wichtigste Währung der Welt im globalen Raum, aus historischen Gründen auch Eurodollars genannt, übertrifft das Dollarvolumen in der US-Binnenwirtschaft um ein vielfaches.

Dieses gigantischen Dollar-Reservoir speist die Nachfrage nach der Hartwährung Franken, weil jeder in Franken gewechselte Dollar vor dem erwarteten Wertverlust dieser Währung schützt.

Zur Abfederung von Währungsverlusten können die grossen Akteure der dollarisierten Weltfinanz ihre weichen Dollars mit speziellen Instrumenten wie Währungs-Swaps und anderem mit der Hartwährung Franken koppeln.

Davon könnten einige grosse Banken profitieren, insbesondere die UBS und die Schattenbank Partners Group.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht hingegen, brächte diese neue Sektor auf dem Finanzplatz eine fatale Vertiefung des bereits allzuhohen Finanzialisierungsgrades. Die Schweiz braucht weniger Finanzwirtschaft und mehr Realwirtschaft.

Falls die Nationalbank nichts gegen den übermässigen Dollarzufluss und die dadurch induzierte Frankenstärke unternimmt, werden nicht nur die Exporte der hiesige Industrie in die USA geschwächt, ebenso werden die Weichen der Wirtschaftsentwicklung in die falsche Richtung gestellt.

Falls etwas gegen die Dollarschwemme unternommen wird, dürften Negativzinsen als Abwehrmassnahme nicht mehr ausreichen. Das Direktorium müsste zu drastischeren Mitteln greifen, den Giftschrank öffnen und Kapitalverkehrskontrollen einführen, also eine Bewilligungspflicht für den Umtausch von Dollar in Franken und umgekehrt.

Dienstag, 8. April 2025

Der Wirtschaftskrieg, das Fluchtkapital und die Kapitalverkehrskontrollen


Wie du mir, so ich dir.

Mit dieser Parole konterte die chinesische Führung den amerikanischen Angriff an der Wirtschaftsfront.

Damit rückt die Weltwirtschaft einen Schritt näher an einen globalen Wirtschaftskrieg, der sowohl den Welthandel als auch das Weltfinanzsystem umfasst.

Dies geschieht vor dem Hintergrund zahlreicher, teils gewaltsam ausgetragener politischer Grosskonflikte: China–USA, EU–Russland, Israel–Iran, USA–EU und ganz generell der Westen gegen die BRICS-Staaten.

Nach Jahrzehnten des globalen Abbaus von Handelshemmnissen ist die geopolitisch motivierte Handelstrennung wieder zurück. Sanktionen, Boykotte, Embargos, Konfiskationen und Zölle gehören heute weltweit zum wirtschaftspolitischen Standardrepertoire vieler Staaten.

Die Grundidee der liberalen Außenhandelstheorie funktioniert zunehmend schlechter. Demnach fahren Staaten am besten, wenn sie sich auf jene Wirtschaftssektoren spezialisieren, in denen sie komparative Vorteile besitzen, und mit dem Erlös die restlichen Güter auf dem freien Weltmarkt einkaufen.

Präsident Trump, sein Finanzminister Scott Bessent und sein ökonomischer Chefberater Stephen Miran sind keine Anhänger des globalisierten Freihandels. Sie glauben nicht daran, dass ein Land sich auf die effizientesten Sektoren konzentrieren, und die übrigen Bedürfnisse einfach über den Weltmarkt decken sollte.

Die aktuelle wirtschaftspolitische Offensive der USA begann mit hohen neuen Zöllen auf Importe. Ziel der Trump-Administration: kurzfristig sprudelnde Einnahmen für den Staatshaushalt und mittelfristig eine Reindustrialisierung Amerikas. Denn wenn Importe teurer werden, so die Logik, könnte die ins Ausland verlagerte Industrieproduktion in den USA wieder wettbewerbsfähig werden.

Doch damit sich eine erfolgreiche Reindustrialisierung der USA vollzieht, braucht es mehr als nur Zölle. Unternehmer, Fachkräfte, Führungspersonal und Arbeiter müssen nicht nur in der Lage sein, qualitativ hochwertige Produkte herzustellen, auch der Dollarkurs müsste gegenüber Yuan, Euro, Yen und anderen Währungen sinken. Nur dann würden amerikanische Produkte auf dem Weltmarkt günstiger.

Die neoliberale Aussenhandelstheorie lehrt allerdings, dass höhere Importzölle über mehrere indirekte Kanäle zu einem stärkeren Dollar führen, welche die positiven Effekte der Importzölle auf die Binnenproduktion abschwächen, da US-Produkte durch die Dollaraufwertung im Export wieder teurer werden. Aus diesem Grund lehnt die überwältigende Mehrheit der akademischen Ökonomen Trumps Zollpolitik aus theoretischer Sicht ab.

Doch die Trump-Administration lässt sich davon nicht abhalten, selbst den US-Dollar, die mit Abstand wichtigste Weltwährung, als Mittel zur Durchsetzung ihrer wirtschaftspolitischen Agenda einzusetzen: „America first“ an allen Fronten.

Fluchtkapital

Ausländische Investoren in US-Dollar-Vermögenswerte sorgen sich. Ob Pensionskassen, Vermögensverwalter, Banken, Schattenbanken, Private-Equity-Fonds, Hedgefonds oder Kunden der amerikanischen Finanzriesen BlackRock, Vanguard und Fidelity, sie alle sehen bei einer Dollarschwächung ihre Anlagen in Gefahr. Denn ein schwächerer Dollar mindert den Wert der Investitionen all jener, die ihre Bücher nicht in US-Dollar führen.

Daraus folgt, je tiefer der Kurs, desto grösser der Kapitalabfluss aus dem Dollar.

Der Schweizer Franken ist seit dem Ersten Weltkrieg ein sicherer Hafen für Fluchtkapital. Und alles deutet darauf hin, dass dies auch unter dem Regime der MAGA-Handels- und Währungspolitik der Trump-Administration so bleiben wird.

Ein durch die US-Politik ausgelöster Kapitalstrom vom Dollar in den Franken ist ein Szenario, das nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Die daraus resultierende Überbewertung des Frankens wäre für die Exportwirtschaft und den Tourismus eine schwere Belastung, ganz zu schweigen von den möglichen negativen Auswirkungen auf Geldmenge und Preisstabilität.

Kapitalverkehrskontrollen

Das naheliegende Mittel gegen eine solche Dollarflut sind Kapitalverkehrskontrollen. Das heisst, Devisentransaktionen, bei denen Franken gegen Fremdwährung getauscht werden sollen, müssten ab einer bestimmten Höhe von der Nationalbank (SNB) bewilligt werden. Dies sollte für alle Fremdwährungen gelten, um zu verhindern, dass Dollars zunächst über einen Umweg (z. B. Euro) in Franken getauscht werden.

Solche Kontrollen müsste die SNB selbst, oder eine eigens dafür zu schaffende Anstalt durchführen. Dafür braucht es Reglemente, Fachpersonal und IT-Kapazitäten – und den politischen Willen.



Donnerstag, 27. März 2025

Die Nationalbank muss den Interbankenverkehr übernehmen - Im ökonomischen Landesinteresse

Heute schreibt der meist gut informierte Lukas Hässig auf insideparadeplatz.ch:

„Die SIX-Gruppe ist im Echtzeit-Umbau. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Hunderte Mitarbeiter, darunter viele langjährige, bangen um ihr Überleben.

 Tabus gibt’s keine. Gestern erhielten laut einer Quelle ‚massenweise Leute‘ den Blauen Brief. Jetzt wird ein nächstes Abwrack-Geheimprojekt bekannt: ‚Toledo‘.“

Toledo soll das von der SIX betriebene e-bill-System abstossen, welches die Abwicklung elektronischer Zahlungen nach einheitlichem nationalen Standard garantiert.

Neue Besen kehren gut: Falls Bjørn Sibbern SIX wirklich radikal sanieren will, stehen auch SIC (Interbankclearing) und x-clear (globale CHF-Clearingbank) zur Disposition – die digitalen Herzstücke des Schweizer Finanzplatzes, betrieben von SIX im Auftrag der Nationalbank.

Deren dauerhafte Verfügbarkeit ist für den Finanzplatz so essenziell wie die Stromversorgung der Serverfarmen. Deshalb ist klar: Sibbern wird SIC und x-clear ohne grünes Licht der grössten SIX-Aktionärin UBS nicht antasten, selbst im tabulosen Abwrack-Rausch nicht.

Allein - aus Sicht des ökonomischen Landesinteresses ist die UBS unter Kelleher und Ermotti ein unsicherer Kantonist

Berichte deuten darauf hin, dass die Bank einen Hauptsitz-Wechsel nach London oder New York erwägt. Sollte dies geschehen stellt sich die Frage wo die Loyalitäten liegen, falls sich die Regionalkriege in der Ukraine oder im Nahen Osten verschärfen?

Hoffentlich bleibt uns eine solche Eskalation erspart. Doch eines ist klar:

Das Public-Private-Partnership-Modell von 1987, bei dem private Banken im Auftrag der SNB den Maschinenraum des Finanzplatzes betreiben, ist überholt.

Heute verlangt das ökonomische Landesinteresse den Betrieb von SIC und x-clear durch die SNB.