"Eine Eskalation (des Währungskrieges) wie in den dreissiger Jahren ist unwahrscheinlich, "schreibt heute NZZ-Wirtschaftsredaktor Martin Lanz, "zu verflochten ist die Weltwirtschaft und zu schwach der Zusammenhang zwischen Wechselkursen und Handelserfolgen."
Der Titel des Artikels lautet: "Zu viel Wirbel um den "Währungskrieg" Alle wünschen sich eine schwächere Währung - fundamentale Faktoren lassen sich aber kaum "bekriegen"".
Gefährlich ist das Lanz'sche Wunschdenken vor allem für die Arbeitsplätze in der Schweizer Exportindustrie und damit auch für die ganze Volkswirtschaft.
Exportunternehmen, welche die Auswirkungen der wachsenden geopolitischen Konflikte auf das Weltwährungssystem falsch analysieren, laden sich unnötige Absatzrisiken auf, die trotz Qualitätsprodukten über Nacht zu dramatischen Nachfrageeinbrüchen führen können. Mit schockartigem Anstieg der Arbeitslosigkeit als Folge.
Die Hauptargumente der Lanz'schen Ablehung des Begriffes Währungskrieg sind die allzustark verflochtene Weltwirtschaft und der allzuschwache Zusammenhang zwischen Wechselkurs und Handelserfolg.
Beide Argumente stechen nicht. Die Globalisierung, man könnte auch sagen Amerikanisierung des Weltwirtschafts- und Weltfinanzsystems erlebte mit der Finanzkrise 2008 seine Trendwende. Seither entflechten sich Weltwirtschaft und -Finanz. Der neue Megatrend heisst Regionalisierung. Die BRIC-Staaten wollen mit Binnenwirtschaft wachsen. Das Internet wird segmentiert. Der Euro droht auseinanderzubrechen. Apple plant erstmals Fabriken in den USA, etc. etc.
Auch das Argument vom schwachen Zusammenhang zwischen Wechselkurs und Handelserfolg verdampft im Realitätscheck. Wenn Qualität und Innovation so viel wichtiger sein sollen, als der Preis, warum manöverierte sich dann Apple mit seinen high-tech Produkten in die Sackgasse, und braucht in China, Afrika, Südamerika und zunehmen auch in Europa und den USA dringend ein low-tech Tiefpreisprodukt?
Zur Begründung des angeblich schwachen Zusammenhangs von Wechselkurs und Handelserfolg wechselt Lanz - ein klassischer Taschenspielertrick - implizit von der betriebswirtschaftlichen auf die volkswirtschaftliche Perspektive wenn er sagt, jeder Währungsraum müsse bei Wechselkursänderungen die Vor- und Nachteile bei Export und Import abwägen. Doch die Frankenwährung wird wegen dem überdimensionierten Finanzplatz primär von Finanzströmen getrieben.
Nein, das Thema Währungskrieg kann nicht einfach als "Aufregung" abgetan werden, die sich wieder legt, sobald sich die richtige "Einsicht" durchgesetzt hat. Im Währungskrieg geht es in erster Linie um Macht und Interessen, nicht um Einsicht.
Der Lanz'sche NZZ-Artikel zum Währungskriege ist keine konkrete Analyse der konkreten Situation, sondern ein Fall vom ideologisch verbrämten Martkfundamentalismus. Jener gescheiterten Wirtschaftstheorie, die den Markt als absolut setzt. Und auch Währungskurse fundamental auf das Angebot und die Nachfrage zurückführt.
Weil nicht sein darf, was gemäss Dogma nicht sein kann blenden neoliberale Wirtschaftsjournalisten aus, wie Nationalstaaten (als Sonderfall auch das Euroland) die Währungskurse mit Macht zu ihren Gunsten manipulieren. Gemäss Faustregel: je tiefer die Krise, desto schärfer die Intervention.
Dieser Artikel ist ein Frontalangriff nicht nur auf die Geldpolitik der Nationalbank, sondern auch auf die Beschäftigten der Exportindustrie und ihre Gewerkschaften und die Exportunternehmen.
Die NZZ opfert sowohl das Gesamtinteresse des Währungsraumes Schweiz, als auch die speziellen Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmer der Exportindustrie auf dem Altar des neoliberalen Marktdogmas.
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