Der Tessiner solls nochmals richten.
UBS-Präsident Colm Kelleher hat auf den Punkt gebracht, weshalb Sergio Ermotti die beste Wahl für die Integration der CS in die UBS ist, er kennt sowohl das Schweizer, als auch das globale Banking.
Ermottis Aufstieg startete im Tessin. Seine KV-Stifti bei der Cornèr Bank Lugano begann in der guten alten Zeit, als die Geldköfferliträger die Grenze in Chiasso noch problemlos passieren konnten. Dann kam 1977 der SKA-Skandal, wegen illegaler Machenschaften bei der SKA-Filiale Chiasso in Milliardenhöhe; damals waren Steuerhinterziehung und Drogengeldwäsche noch untrennbar verbunden.
Nach erfolgreichem KV-Abschluss arbeitete er im Tessiner Treuhandgewerbe und lernte die Standards und Usanzen dieses Geschäftes zu Beginn der 1980er Jahre kennen. Mehr dazu auf meinem Buch Swiss Connection
1987 stellte ihn Marcel Ospel bei Merrill Lynch an, der 2008 gecrashten US-Investmentbank, die ihre Zürcher Büros damals im gleichen Backsteinbau beim Bahnhof Stadelhofen hatte, wo auch Max Frisch zu Hause. Ermotti arbeitete in einem "boiler room", wie die Wölfe von der Wall Street die Händlerräume nannten, wo junge Männer Aktienkurse pushen. (Bei einem Ospel-Interview sah ich damals den durch eine Türe direkt von der Strasse zugänglichen Händlerraum, wo Wertschriften per Computer gehandelt wurden.)
In seinen 18 Jahren bei Merrill Lynch lernte Ermotti das anlgo-amerikanische Investmentbankengeschäft neoliberaler Prägung von Grund auf kennen, was auch in Italien registriert wurde.
2005 wechselte er zur grössten italienischen Bank Unicredit, die wenige Jahre zuvor aus dem Zusammenschluss von Credito Italiano und Unicredit entstanden war, und und einen italienischsprechenden Investmentbanker brauchte.
Seine Wurzeln im heimatlichen Lugano vergass Ermotti nie. Als Italo-Banker sass lange Jahre im Verwaltungsrat der Fidinam SA von Tito Tettamanti, ein Amt, das ihn in Verbindung mit den wichtigen Leuten im Italiengeschäft des Finanzplatz Tessin brachte.
2011 ersetzte er Oswald Grübel als UBS-CEO. Grübel hatte nicht verstanden, was es nach der Finanzkrise 2008 geschlagen hatte. Er musste gehen, weil ein kleiner Händler in London mit einer abgestürzten Spekulation eine, oder waren es zwei Milliarden versenkte, obwohl sein Auftrag lautete, das UBS-Investmentbanking herunterzufahren.
Wenn die UBS heute Ermotti zum zweitenmal als CEO holt, dann deshalb, weil er einer der seltenen Schweizer Bankmanager ist, die sowohl das Schweizer, als auch das globale Geschäft verstehen.
Das neue UBSplus-Geschäft
Abgesehen von der auch nicht einfachen Integration des CS-Schweiz-Geschäftes, sowie dem Herunterfahren des Investmentbanking in London und an der Wall Street, hängt der zukünftige Geschäftserfolg Ermottis primär davon ab, ob er es schafft, das globale Vermögensverwaltungsgeschäft der UBSplus der zurzeit entstehenden, neuen Architektur des Weltfinanzsystems anzupassen.
Der CS-Crash hat den (Petro)Link des Finanzplatzes Schweiz in den Mittleren Osten schockartig gekappt. Die Saudi National Bank (SNB) ist weg, der Katar-Staatsfonds und die Olayan Group auch.
Die reichen Araber wurden von der Schweiz enttäuscht und verloren hierzulande viel Geld. Wie bei Inside Paradeplatz zu lesen ist, suchen die Kataris Käufer für ihre drei Schweizer Luxushotels Bürgenstock, Schweizerhof und Savoy.
Gleichzeitig nähert sich Saudi Arabien der auf die Initative Chinas, Russlands und dem Irans entstehenden Alternative zum US-dominierten, dollarbasierten Globalfinanz, die nach dem Untergang der Sowjetunion 1991 entstand.
In Ergänzung zum Petrodollar erscheinen die neuen Verrechnungswährungen Petroyuan und Petrorubel am Horizont. Und was beim Energiehandel passiert, zeichnet sich auch bei anderen Rohstoffen und Welthandelsprodukten ab.
Wie sich die Ermotti-Kelleher-UBSplus gegenüber der Tendenz zur multipolaren Weltfinanz verhält, entscheidet über die Zukunft der grössten Bank der Schweiz.
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