Diese Woche hat sich die seit bald zwei Jahren andaurernde chronische Krise der Credit Suisse (CS) akut verschärft.
Für die Verschärfung sind zwei Ursachen auszumachen. Zum einen die allgemeine Verunsicherung, die der Konkurs der Silicon Valley Bank und zwei weiterer US-Banken in der Weltfinanz auslöste.
Und zum anderen der Eintritt der Staatsbank Saudi National Bank (SNB) als neuer Hauptaktionär der CS, mit dem gleichzeitigen Aussstieg des bisherigen Hauptaktionärs, der zweitgrössen Franzosenbank BPCE.
Unmittelbarer Anlass der Verschärfung war die Aussage des Präsidenten der Saudi National Bank (SNB) Ammar Al Khudairy in Riad, seine Bank wolle ihre Aktienquote von 9,9 Prozent nicht mehr erhöhen.
Hauptgrund dafür seien die regulatorischen Hürden, welche die FINMA der SNB für eine CS-Beteiligung von über 10 Prozent auferlegen würde.
Diese Hürden seien der SNB zu hoch. Mit anderen Worten gesagt will sich die SNB gegenüber der FINMA bedeckt halten.
Dazu muss man wissen, das die FINMA den Besitzer von 10 und mehr Prozent der Aktien einer Schweizer Bank einer gründlichen Prüfung unterzieht. Im Falle der CS noch ergänzt von ähnlichen Bestimmungen in der EU und den USA.
Kurz nach diesen Aussagen des SNB-Präsidenten sackte die bereits auf einem historischen Tief notierende CS-Aktie nochmals um 30 Prozent ab.
In der allgemeinen Verunsicherung auf dem Hintergrund der drei amerikanischen Bankenpleiten entstand die Gefahr einer Liquiditätskriese infolge massenhaften Geldabflüssen durch verunsicherte CS-Kunden.
Verunsichert war auch die französische Premierministerin Elisabeth Borne, den den Bundesrat offiziell aufforderte, die Probleme der Credit Suisse zu lösen.
Die nachfolgende unlimitierte Kreditzusage der Nationalbank an die CS vermochte dann die CS-Kunden in der Schweiz und auf der Welt zu beruhigen.
Insbesondere auch die staatsnahe einstige CS-Grossaktionärin BPCE, die in einem CS-Konkurs viel zu verlieren hätte.
BPCE hatte ihren via Harris/Natixis gehaltenen Anteil im vergangenen Sommer von 5 auf 10,8 Prozent verdoppelt. Die dazu nötige gründliche Prüfung durch die FINMA hat die BPCE über sich ergehen lassen, was die Bedeutung des CS-Engagements der staatsnahen Zentralkasse der französischen Regional- und Genossenschaftsbanken und zweitgrösste Bank des Landes unterstreicht.
Erstaunlicherweise haben die Franzosen dann ihren CS-Anteil bis Ende 2022 in zwei Schritten auf Null reduziert. Es war ein Ende mit Schrecken, in Interviews warfen sie der Bank, in der sie jahrzehntelang investiert gewesen waren alles Schlechte vor.
Der Aktienverkauf bedeutet nicht, dass BPCE/Natixis und CS vollständig auseinandergesetzt wären. Der Grund von Bornes Intervention beim Bundesrat dürfte denn auch in der Sorge um einen Crash grosser Guthaben und Verpflichtungen aus laufenden Derivat- und anderer Finanzgeschäften von BPCE/Natixis mit der CS liegen, welche noch nicht glattgestrichen sind.
Neue Grossgeschäfte mit Paris, bzw der EU dürfte es für die CS signifikant weniger geben, seit BPCE Anfang Jahr aus ihrem CS-Engagement ausstieg und als Hauptaktionärin durch die SNB ersetzt wurde.
Mit der neuen Saudischen Hauptaktionärin mit 9.9 Prozent, flankiert noch von der Saudischen Olayan Holding und dem Katar Staatsfonds mit je 5 Prozent liegt nun ein Fünftel der CS-Aktien bei staatlichen oder staatsnahen Akteuren ölexportierender Staaten am Persischen Golf.
Dieser Wechsel des CS-Hauptaktionärs dürfte auch relevant sein für die Positionierung der CS im kommenden multipolaren Weltfinanzsystem, das unter schrittweisem Abbau der Dollarhegemonie mehrere Wärhungsräume integriert.
Die SNB, die auch schariakonformes Islamic Banking betreibt, profiliert sich denn auch im Chinageschäft, wo sie mit der Export-Import of China unlängst den ersten Yuan-Kredit zur Finanzierung von Sino-Saudischen Handelsgeschäften aushandelte.
Und steht nach dem unter chinesischer Vermittlung erfolgten Austausch von Botschaftern zwischen Saudi Arabien und dem Iran bereit, das Monopol des Dollars im Ölhandel aufzuweichen, sprich den Petrodollar mit dem Petroyuan zu ergänzen.
Im Rahmen dieser saudischen Vorbereitung auf das kommende multipolare Weltfinanzsystem macht der Kauf von 9.9 Prozent der zweitgrössten Bank im (Hart)Währungsraum Franken Sinn.
PS: Wer sich für das schariakonforme Banking interessiert, das die neue CS-Grossaktionärin SNB neben dem anglo-amerikanischen Bankgeschäft neoliberaler Prägung auch betreibt, sei meine Broschüre Islam Finanz empfohlen, die ich vor 20 Jahren für den KV Zürich geschrieben habe.
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