Montag, 6. März 2023

Weshalb steigt die einstmals grösste CS-Aktionärin Harris aus?

Meine Antwort in einem Satz:

Weil sich der Ammar Alik Bin Talal Salem und Nicolas Namias nicht über die Zukunft der Credit Suisse einigen konnten.

Okay, jetzt denken sicher viele die das lesen — wenn es überhaupt jemand liest — der hat sie wohl nicht alle.

Hier die Fakten, die meiner Analyse zugrundeliegen.

Harris Associates Chicago ist keine Ami-Bude, auch viele Wirtschaftsjournalisten das immer wieder schreiben.

Harris ist Paris gesteuert. Die Bude gehört zu 100 Prozent der französischen Investmentbank Natixis, ihrerseits eine Tochter der zweitgrössten Franzosenbank BPCE.

BPCE ist die regierungsnahe Zentralkasse der französischen Sparkassen und Regionalbanken. 

BPCE-CEO Nicolas Namias ist der französische Bankenboss par excellence. Der Absolvent der Ecole Nationale d’Administration war früher Kadermann im Ministère de l’Économie, des Finances et de la Souveraineté industrielle et numérique. 

Namias war auch mal Natixis-CEO, weshalb er Harris Chicago auch aus eigener Anschauung kennt. Und weiss, das diese seit etwa 20 Jahren CS-Grossaktionärin ist, zuerst mit über 3 Prozent, dann lange Jahre mit über 5 Prozent.

Im vergangenen August hat Harris seinen CS-Anteil auf über 10 Prozent verdoppelt.

Was ich damals in meinem Blog dahingehend interpretierte, dass die regierungsnahen BPCE-Bosse in Paris eine Grossbank im Frankenraum kontrollieren wollen. Dies nicht primär als Finanzinvestition sondern im Bestreben, die nationalen Finanzinteressen des Euroschuldnerlandes Frankreich in den kommenden Verlustverteilungskämpfen im Euroland besser gegen die nationalen Interessen des Eurogläubigerlandes Deutschland verteidigen zu können.

Wenige Monate später stieg im vergangenen Dezembe die Saudi National Bank mit 10 Prozent bei der CS ein, die grösste, mehrheitlich dem Staat gehörende Bank Saudiarabiens. (5% der CS gehören der saudischen Olayan Group und 7% dem Katar-Staatsfonds)

Das ist meines Erachtens keine Finanzinvestition, sondern eine Geofinanzinvestition.

Damit soll den Spielraum der Saudischen Ölpolitik in der neuen multilateralen Geofinanz erweitert werden, welche den Rohstoffhandel von der faktischen Dollarbindung löst. 

In dieser Domäne arbeiteten die Saudis in jüngster Zeit, trotz Drohungen aus Washington bereits mehrfach mit den russischen Staatsenergiekonzernen zusammen.

Man darf davon ausgehen, dass sich Saudi National Bank CEO Ammar Alik Bin Talal Salem vor, während oder nach diesem Kauf mit mit Namias austauschte, dem obersten Chef der grössten CS-Aktionärin Harris. Und der CEO der staatsnahem Franzosenbank darnach davon ausging,  dass die europazentrierten strategischen Ziele des langjährigen CS-Engagementes mit den Zielen der Saudi National Bank nicht kompatibel sind. 

Worauf Harris die nur Monate zuvor übernommenen 5 Prozent Ende vergangenes Jahr wieder abstiess. Und seither auch die restlichen 5 Prozent verkaufte.


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